15:30 Uhr
Systemtheorie und Konstruktivismus im Polyvanenten Bachelor "Psychologie und Psychotherapie" - Vorstellung eines Praxisseminars
Maximilian Resch | Germany
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Autor:in:
Maximilian Resch | Germany
In diesem Beitrag wird ein – durch das Gutenberg Lehrkolleg gefördertes – Praxisseminar im Rahmen des polyvalenten Bachelorstudiengangs "Bachelor of Science Psychologie & Psychotherapie" vorgestellt.
Dieses Seminar nutzt grundlegende didaktische Elemente, wie "problem-based learning", "Gruppen-Puzzle", "micro teaching", "Think-Pair-Share-Gruppen" und "flipped classroom".
Die Seminarteilnehmenden haben die Möglichkeit sich selbst in konkreten Beratungssituationen zu erfahren, spezifische Methoden der Systemischen Beratung anzuwenden und zu reflektieren und die theoretischen Grundlagen der Systemik und des Konstruktivismus in der Praxis mit Ihren Kommiliton*innen zu erproben.
Der Aufbau der Inhalte orientiert sich am "constructive alignment". Die Lernziele werden zu Beginn des Seminars explizit - und unter Anlehnung an die Lernzielebenen nach Bloom (Anderson & Krathwohl (Hrsg.); (2001) - mit den Studierenden besprochen und diskutiert.
Ein maßgebliches Element der Zusammenarbeit ist die partizipative Klärung der Rollen und Verantwortungen zu Beginn der Veranstaltung.
Da die Studierenden am Ende des Seminars dazu befähigt sein sollen, eigene Gespräche zu führen, erhalten sie innerhalb mehrerer Beratungsgespräche mit Ihren Kommilitonen*innen die Möglichkeit ihr Wissen anzuwenden und ihre eigene Haltung zu klären. Abschließend werden externe Schauspieler*innen eingeladen, die gemeinsam mit den Seminarteilnehmenden Gesprächssimulationen durchzuführen.
Mit einem Schwerpunkt auf Systemverständnis und Kindeswohlgefährdung (bzw. -schutz), wird das Seminar durch zwei weitere Elemente angereichert. Zum einen berichtet eine*r Berater*in aus der Praxis und von deren Erfahrungen und Werdegang. Zum anderen wird einmal im Semester eine "Meet the Expert-Sitzung" durchgeführt, an der Vertreter*innen des Jugendamts, des Kinder- und Jugendschutzes, der Kinder- und Jugendtherapie und der IseF-Beratung teilnehmen. Nach einer gemeinsamen Podiumsdiskussion folgt der Austausch mit den Expert*innen in kleinen Gruppen und unter Nutzung der Fishbowl-Methode. Durch dieses Treffen soll relevantes Wissen vermittelt aber auch das Bewusstsein für die Relevanz multiprofessioneller Zusammenarbeit gestärkt werden.
Im Fachtagungsbeitrag wird das Konzept im Detail vorgestellt und es wird Raum für kollegialen Austausch und gemeinsame Weiterentwicklung geben.
16:00 Uhr
Didaktische Unterstützung von Hochschullehrenden bei der universitären Ausbildung von Psychotherapeut*innen
Nicola Alina Maier | Goethe Universität Frankfurt | Germany
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Autor:innen:
Nicola Alina Maier | Goethe Universität Frankfurt | Germany
Miriam Hansen | Goethe Universität Frankfurt
Julia Mendzheritskaya
Durch die Veränderungen der Psychotherapeut*innenausbildung und der Umstellung bestehender Psychologiestudiengänge auf Psychotherapiestudiengänge ergeben sich neue Fragen und Herausforderungen für Hochschullehrende und deren Lehrpraxis. Diese beinhalten beispielsweise die Konzeption praxisnaher Lehrformate, in denen u. a. psychotherapeutische Basisfertigkeiten praktisch vermittelt werden (Wilhelm et al., 2020). In der Approbationsordnung für Psychotherapeut*innen (Bundesgesetzblatt, 2020) ist zudem festgelegt, dass sich Studierende in einer Selbstreflexion mit ihrem psychotherapeutischen Handeln auseinandersetzen sollen, was auch das Wahrnehmen und Regulieren ihrer Emotionen umfasst. Damit Hochschullehrende ihre Studierenden hierbei wiederum anleiten können, erscheint es erforderlich, dass sie ihr eigenes Lehrhandeln reflektieren, was wiederum die eigene Emotionswahrnehmung und -regulation impliziert.
Lehrende sollen durch einen empiriegestützten hochschuldidaktischen Workshop dabei unterstützt werden, ihr eigenes Lehrhandeln inklusive ihrer lehrbezogenen Emotionen zu reflektieren sowie den Kompetenzerwerb ihrer Studierenden durch eine sinnvolle didaktische Gestaltung von Lehrformaten zu fördern.
Der geplante hochschuldidaktische Workshop wird auf Grundlage der Ergebnisse zweier Vorarbeiten entwickelt:
1) Themenbereich „Emotionen in der Lehre“: Auf Basis eines Systematic Reviews (Maier et al., 2023) wurde in Anlehnung an die Control Value Theory of Achievement Emotions (Pekrun, 2006) ein adaptiertes Rahmenmodell zur Erforschung lehrbezogener Emotionen von Hochschullehrenden aufgestellt. Die Ergebnisse der im Review dargestellten Studien bilden die theoretisch-empirische Grundlage zur Reflektion lehrbezogener Emotionen.
2) Themenbereich „Kompetenzentwicklung in der Psychotherapie“: Für eine Studie zur Kompetenzentwicklung in der Psychotherapie griffen wir auf das Konzept der professionellen Wahrnehmung (z.B. Seidel et al., 2010) zurück, welches u. a. in der pädagogisch-psychologischen Forschung zur Kompetenzentwicklung von Lehrkräften verwendet wird und die Expertise bei der Wahrnehmung von Unterrichtsgeschehen erfasst. Wir übertrugen das Konzept auf den Kontext der Psychotherapie und untersuchten die professionelle Wahrnehmung von Psychotherapie über verschiedene Ausbildungsstufen hinweg (Maier et al., in preparation). Die Ergebnisse dieser Studie stellen die Grundlage für die Workshopinhalte zur Kompetenzentwicklung dar.
Das Konzept des Workshops soll bei der Tagung vorgestellt und anschließend durchgeführt sowie evaluiert werden.
16:30 Uhr
ReBel – Studierendengesundheit von Psychologiestudierenden vor und nach der Implementierung des neuen Approbationsstudienganges
Lisa Settele | Universität Witten/Herdecke | Germany
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Autor:innen:
Lisa Settele | Universität Witten/Herdecke | Germany
Michaela Zupanic | Universität Witten/Herdecke
Angelika Taetz-Harrer | Universität Witten/Herdecke
Einleitung: In den letzten Jahren zeigt sich bei Studierenden eine deutliche Zunahme an Belastungen der mentalen Gesundheit, nochmals verstärkt durch die Corona-Pandemie. Viele Psychologiestudierende in Deutschland waren zugleich seit September 2020 der Umstrukturierung ihres Studiengangs aufgrund des neuen Psychotherapeutengesetzes und den damit einhergehenden Unsicherheiten ausgesetzt, da die Folgen der Umstrukturierung auf ihren Studienalltag und die weitere berufliche Laufbahn nur schwer abzusehen waren. Diese Unsicherheiten können ebenfalls gesundheitlich belastende Faktoren darstellen und erfordern ein hohes Ausmaß an Bewältigungsstrategien nach dem Job Demands-Resources Modell. Ziel dieser Studie ist die Untersuchung möglicher Unterschiede hinsichtlich der Belastungen und Ressourcen von Psychologiestudierenden der Universität Witten/Herdecke (UW/H) im Vergleich zweier relevanter Zeitpunkte.
Methoden: Hierfür wurden im Wintersemesters 2022/2023 78 Psychologiestudierende im Bachelor an der Universität Witten/Herdecke anhand einer Online-Umfrage befragt. Die gewonnenen Daten wurden anhand von Gruppenvergleichen mit jenen von 89 Psychologiestudierenden im Bachelor aus dem Wintersemester 2018/2019 verglichen, welche im Rahmen einer ersten Befragung des ReBel Projekts erhoben wurden. Für die Befragung wurden zu beiden Zeitpunkten unter anderem standardisierte Fragebögen zum Wohlbefinden (WHO-5), Arbeitsengagement (UWES-9), subjektiven Stressempfinden (PSS-10) und der internalen und externalen Kontrollüberzeugung (KIK & KEK) verwendet.
Ergebnisse: Es zeigen sich signifikante Unterschiede der beiden Erhebungszeitpunkte. Die Belastungen sind im Wintersemester 2022/2023 deutlich höher als im Wintersemester 2018/2019, bei gleichzeitig tendenzieller Abnahme der Ressourcen. Zudem resultiert ein starker negativer Zusammenhang (r > -.630) zwischen dem subjektiven Stressempfinden und dem Wohlbefinden der Studierenden zu beiden Messzeitpunkten.
Diskussion: Der gefundene Zusammenhang bietet einen gesundheitspräventiven Ansatzpunkt. In Form von universitären Präventionsprogrammen können beispielsweise die Ressourcen der Studierenden gestärkt werden, um so den zunehmenden Belastungen entgegenzuwirken. Darüber hinaus werden Implikationen für die zukünftige Forschung diskutiert.
17:00 Uhr
STOP+P Prokrastination: Ein Training für Promovierende zur Reduktion von Prokrastination
Samuel Gross | Goethe Universität Frankfurt am Main | Germany
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Autor:innen:
Samuel Gross | Goethe Universität Frankfurt am Main | Germany
Miriam Hansen | Goethe Universität Frankfurt am Main
Prokastination ist das Aufschieben einer beabsichtigten Handlung trotz des Wissens und des Bewusstseins erwarteter negativer Konsequenzen aufgrund dieses Aufschubes. Prokrastination wirkt sich negativ auf die mentale Gesundheit und den akademischen Erfolg aus. Während sich die meisten Studien in diesem Forschungsfeld auf Studierende fokussieren, werden die Promovierenden als bedeutsame Gruppe im Hochschulkontext vernachlässigt. Gross & Hansen (2023) konnten zeigen, dass Prokrastinationsgründe der Promovierenden anhand eines Fragebogens reliabel und valide erfasst werden können. Nach Identifizierung unterschiedlicher Prokrastinationstypen unter den Promovierenden konnte festgestellt werden, dass eine Subgruppe besonders stark unter Prokrastination und weiteren produktivitätshemmenden Variablen (z.B. hohe Depressivität, Rumination, Imposter-Selbstkonzept und geringe(s) Selbstwertgefühl, Selbstwirksamkeit, Achtsamkeit) leidet (Gross et al., eingereicht). Da die Gründe für Prokrastination sich von denen Studierender unterscheiden, sollte auch eine Intervention spezifisch auf die Bedürfnisse Promovierender abgestimmt sein. Daher wurde das für Studierende konzipierte Training „STOP Prokrastination“ (Ferreira & Martins, 2023) angepasst. Das Training zielt darauf ab, Prokrastination und die dahinterliegenden kognitiven, emotionalen und behavioralen Prozesse nachhaltig zu reduzieren. Aufgrund einer Vielzahl an Evidenzen in anderen psychologischen Forschungsbereichen wurde das Training auf Basis von Elementen aus der Akzeptanz- und Commitmenttherapie konzipiert. Das online-Training ist in vier Phasen eingeteilt, bei insgesamt 10 Sitzungen a 90 Minuten. In der ersten Phase erhalten die Promovierenden psychoedukative Informationen über Prokrastination. Anschließend erfolgt die praxisnahe Einführung unterschiedlicher Elemente der Akzeptanz- und Commitmenttherapie bei ständiger Bezugnahme auf Prokrastination bei Promovierenden. Die dritte Phase fokussiert sich auf Selbstabwertung als prokrastinationsfördernder Prozess. Selbstmitgefühl (Neff & Germer, 2013) wird als Gegenmittel hierfür eingeführt und mit den Promovierenden in unterschiedlichen erfahrungsbasierten Elementen eingeübt. Abschließend werden in der letzten Phase präsentierte Inhalte weiter vertieft und die Promovierenden werden praktisch angeleitet im Training erworbene Kompetenzen im eigenen Dissertationsprozess anzuwenden. Bei der Tagung werden Evaluationsergebnisse einer Interventionsstudie des auf Promovierende angepassten Trainings „STOP+P Prokrastination“ berichtet.