Autor:innen:
Christine Blech | FernUniversität in Hagen | Germany
Roman Liepelt | FernUniversität in Hagen
Robert Gaschler | FernUniversität in Hagen
Eine empirische Abschlussarbeit in Psychologie zu verfassen, stellt Studierende vor Herausforderungen, u.a. bei der Literaturrecherche, der statistischen Auswertung, der Verschriftlichung und nicht zuletzt beim Zeitmanagement. Betreuende können Studierende dabei unterstützen, u.a. durch konstruktives, motivierendes und fachlich hochwertiges Feedback. Auch hier ist ein gutes Ressourcenmanagement nötig, damit Betreuungszeit fair auf Studierende verteilt und so effizient wie möglich genutzt wird.
Ausgehend vom Fernstudiengang B.Sc. Psychologie mit großen Studierendenzahlen stellen wir als möglichen Lösungsansatz ein didaktisches Konzept vor, das die Betreuung von Abschlussarbeiten auf drei Ebenen miteinander kombiniert: (a) themen- und bereichsübergreifende Hilfestellungen, u.a. Leitfäden und Lehrvideos (z.B. zu statistischen Poweranalysen, Zitationstechniken), bereitgestellt über die Online-Plattform Moodle, (b) inhaltliche Beratung für Studierende, die eine Abschlussarbeit aus demselben Themenkomplex in einer Projektgruppe (Projektmodus) schreiben, z.B. in Zoom-Meetings oder Moodle-Foren und (c) individuelle Betreuung, z.B. schriftliches Feedback zu Exposés. Das zentrale organisatorische Element ist dabei die Aufspaltung größerer Themenkomplexe auf einzelne Abschlussarbeiten: Typischerweise können bis zu 20 Studierende mit einer gemeinsamen, umfangreichen Erhebung Daten für ihre empirischen Abschlussarbeiten gewinnen. Um die Individualität der Arbeit und Prüfungsleistung zu gewährleisten, setzen Studierende dabei persönliche Schwerpunkte, etwa auf unterschiedliche experimentelle Manipulationen oder Kontrollvariablen in komplexeren Versuchsdesigns.
Basierend auf N = 168 B.Sc. Arbeiten aus vier aufeinanderfolgenden Semestern finden wir im Durchschnitt geringfügig bessere Noten für Abschlussarbeiten, die im Projektmodus betreut wurden und zusätzlich Kleingruppenarbeit genutzt haben, gegenüber Arbeiten, die nicht im Projektmodus oder im Projektmodus ohne Kleingruppenarbeit betreut wurden. Unsere Daten liefern einen ersten Hinweis dafür, dass sowohl Projektmodus als auch Kleingruppenarbeit einen Mehrwert haben, da Betreuungskapazitäten gebündelt mehreren Studierenden zugutekommen und gegenseitige studentische Unterstützung (im erlaubten Rahmen einer individuell zu verfassenden Abschlussarbeit) ermöglicht wird. Rückmeldungen der Studierenden legen zudem nahe, dass sich der Projektmodus förderlich auf die Selbstregulation und das Zeitmanagement auswirkt, auch wenn sich kein Zusammenhang zwischen dem Abgabezeitpunkt der Abschlussarbeit und der erreichten Note fand.