Autor:innen:
Tim Schürmann, Technische Universität Darmstadt
Kamilla Frackenpohl, Technische Universität Darmstadt
Christina Binder, Technische Universität Darmstadt
Joachim Vogt, Technische Universität Darmstadt
1.1. Fragestellung
In der Forschungsliteratur gibt es Hinweise darauf, dass Unklarheiten bezüglich beruflicher Anforderungen und Aufgaben von Arbeitnehmern Risikofaktoren für die Entstehung von Burnout sind (Cordes & Dougherty, 1993). Unter Berücksichtigung bisheriger Forschungsergebnisse schlagen wir vor, Menschen in hochkomplexen Entscheidungsprozessen wie der Priorisierung von berufsbezogenen Aufgaben im Sinne der Bayesian Brain-Hypothese (Doya et al., 2007) als rational handelnden Akteur zu betrachten und berufsbezogene Unsicherheit zu reduzieren.
1.2. Forschungsstand
Kommunikation am Arbeitsplatz hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Diese Entwicklung kann zu Informationsüberflutung führen, der technische oder soziale Filter nicht gewachsen sind (Moser et al., 2002). Die Interpretation dieser Informationen findet jedoch unter kontextueller Unsicherheit statt. Entscheidungen unter Unsicherheit wurden beispielsweise für sensomotorische (Berniker & Körding, 2011) Prozesse untersucht und der Satz von Bayes als möglicher Prozess der allgemeinen Informationsintegration und Entscheidungsfindung des menschlichen Gehirns postuliert.
1.3. Neue Perspektiven / Beitrag
Bayesianische Modellierung von Entscheidungsprozessen und Informationsrepräsentation bietet die Chance, Unsicherheit des Arbeitnehmers zu erfassen. Durch den Vergleich des Verhaltens probabilistischer Modelle und realen Verhaltens kann Einblick in berufsbezogene kognitive Prozesse gewonnen werden, der Unsicherheit und Fehlinterpretation von Informationen vorbeugen kann.
1.4. Theoretische / praktische Implikationen
Eine Berücksichtigung von Unsicherheit in Entscheidungsprozessen von Arbeitnehmern beeinflusst die Kommunikation mit Führungskräften und den Einsatz spezifischer Interventionen zur besseren Informationsintegration von Unternehmenswerten, Aufgabenrelevanz und Ressourcenverwaltung. Es besteht die Möglichkeit, dass erhöhte Entscheidungssicherheit Arbeitszufriedenheit und Resilienz gegen berufsbezogene Krankheiten wie Burnout fördern kann.