Autor:innen:
Norbert Semmer, Universität Bern
Rabea Krings
Forschungsstand
Die Forschung hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr stark auf relativ wenige Faktoren konzentriert, die in bekannten Stress-Modellen zentral sind (Demands, Control, role stress). Soziale Stressoren haben demgegenüber weniger Aufmerksamkeit erfahren.
Neue Perspektiven/Beitrag
Der Schutz des eigenen Selbstwerts ist ein zentrales menschliches Anliegen. Der Stress-as-Offense-to-Self Ansatz (Semmer et al, 2007) postuliert daher, dass Stressoren, die den Selbstwert angreifen, besondere Aufmerksamkeit verdienen. Soziale Stressoren haben besonderes Potential, den Selbstwert anzugreifen; sie sollten daher selbst in relativ milder Form Stress auslösen. Obwohl Studien zeigen, dass soziale Stressoren wichtige Implikationen für das Wohlbefinden haben können, und dass Stressoren mit sozial-evaluativem Charakter besonders starke und lang anhaltende Effekte zeigen, sind diese vergleichsweise wenig im Fokus der Forschung. Die Arbeitsgruppe widmet sich daher den sozialen Stressoren. Dabei wird zum einen auf unterschiedliche Arten von sozialen Stressoren eingegangen, wie soziale Stressoren im Allgemeinen, missbräuchliche Supervision, indirektes und subtiles negatives Feedback. Weiterhin wird der Zusammenhang dieser sozialen Stressoren mit Selbstwert und Wohlbefinden (z.B. Schlafqualität) haben. Dabei werden unterschiedliche Untersuchungsdesigns angewendet, wie eine event-sampling und eine time-sampling Tagebuchstudie sowie eine Meta-Analyse.
Theoretische/Praktische Implikationen
Die vorliegenden Studien zeigen die Relevanz auf, unterschiedliche sozialen Stressoren zu untersuchen, da diese gravierende Auswirkungen auf den Alltag von Arbeitnehmenden aufzeigen können, wie eine beeinträchtigte Schlafqualität, vermindertes Wohlbefinden sowie ein erhöhtes Risiko für Beinahe-Unfälle. Zudem konnte aufgezeigt werden, dass soziale Stressoren einen Angriff auf den Selbstwert von Arbeitnehmenden darstellen, wie in der SOS-theory postuliert wird.