Autor:innen:
Uwe Wind, Wirtschaftspsychologische Beratung
Hendrik Berth, Technische Universität Dresden, Universitätsklinikum
Trifft für Personen im Setting eines Outplacements die sog. Kausalitätshypothese zu, wonach eine drohende oder faktische Arbeitslosigkeit die seelische Gesundheit deutlich beeinträchtigt? Lassen sich Protektivfaktoren nachweisen, die dieses Risiko mildern? Anhand einer Befragung von 115 Fach- und Führungskräften, die sich in unterschiedlichen Phasen eines Einzeloutplacements befanden, wurden Zusammenhänge zwischen Resilienz, definiert als „psychische und somatische Gesundheit“, und Resilienzfaktoren untersucht. Multiple lineare Regressionsanalysen beinhalteten die Kovariate Alter, Gruppe und Geschlecht. Die Kausalitätshypothese trifft nicht zu, die Klienten sind in allen Untersuchungsgruppen überwiegend psychisch und somatisch gesund. Die Faktoren (Core Traits) Selbstwirksamkeit, Selbstwertgefühl, internale Kontrollüberzeugung und Neurotizismus erwiesen sich als signifikante Prädiktoren von Wohlbefinden, Ängstlichkeit, Depressivität und Distress. Soziale Unterstützung kann bei positiver Ausprägung ein höheres Wohlbefinden, niedrige Depressivität und einen geringeren Distress vorher sagen. Das Wohlbefinden nimmt im Verlauf des Outplacements zu, Ängstlichkeit und Depressivität dagegen ab. Geschlechtseffekte konnten nicht nachgewiesen werden.
Die Querschnittstudie lässt keine kausalen Schlüsse zu. Es handelt sich um subjektive Gesundheitsdaten. Es gab keine Kontrollgruppen und kein multizentrisches Vorgehen.
Die Erforschung von Risiko- und Schutzfaktoren im Rahmen von Outplacements könnte für die Ausgestaltung von Gesundheitsförderungsmaßnahmen von Arbeitslosen nützlich sein, die gesellschaftlich weniger privilegiert sind als Outplacement-Klienten dieses in der Regel sind. Die Diagnostik von Resilienzfaktoren könnte helfen, innovative und individuellere Beratungsansätze im Outplacement zu lancieren. Mit Klienten, die sich in einem Einzeloutplacement befinden, könnten Personen „entdeckt“ worden sein, die keine Belastungsstörungen in Anbetracht einer antizipierten bzw. faktischen Arbeitslosigkeit entwickelt, da sie über immunisierende Resilienzfaktoren verfügt.