10:40 Uhr
SOS – Anerkennung über Bord! Illegitime Aufgaben und Arbeitszufriedenheit
Maria U. Kottwitz, Philipps-Universität Marburg
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Autor:innen:
Maria U. Kottwitz, Philipps-Universität Marburg
Kathleen Otto, Philipps-Universität Marburg
Fragestellung: In der globalisierten und dynamischen Arbeitswelt haben sich die Anforderungen an die Anpassungsfähigkeit nicht nur von Organisationen, sondern auch von deren Mitarbeitern deutlich erhöht. Dabei stehen vermehrt auch Aufgaben im Vordergrund, die nicht direkt mit der eigentlichen Kerntätigkeit verbunden sind. Sogenannte illegitime Aufgaben bezeichnen Arbeitsaufgaben, die als „unnötig“ oder „unzumutbar“ empfunden werden. Im Rahmen des „Stress as Offence to Self“ (SOS) Konzepts wird durch das Zuweisen derartiger Aufgaben mangelnde Wertschätzung ausgedrückt. Wir untersuchten wahrgenommene soziale Anerkennung als Mechanismus, welcher dem negativen Zusammenhang zwischen illegitimen Aufgaben und Arbeitszufriedenheit (ein Jahr später) zugrundeliegt.
Untersuchungsdesign: Die Daten stammen aus zwei onlinegestützten Absolvent(inn)enbefragung der Universität Leipzig im Abstand von einem Jahr mit 50 Diplompsycholog(inn)en.
Ergebnisse: Soziale Anerkennung erwies sich als Mediator zwischen illegitimen Aufgaben und Arbeitszufriedenheit: Illegitime Aufgaben verringern die Arbeitszufriedenheit im folgenden Jahr, indem sie die wahrgenommene sozialen Anerkennung verringern.
Limitationen: Die Stichprobe ist eher klein. Gerade im Hinblick auf wechselnde Arbeitsbedingungen im Längsschnitt bei Berufseinsteiger(inne)n ist das Zeitintervall jedoch möglicherweise noch entscheidender. Ein kürzeres Intervall wäre eventuell angebracht.
Theoretische/Praktische Implikationen: Unsere Ergebnisse verdeutlichen die Wichtigkeit sozialer Anerkennung für die Zufriedenheit von Arbeitnehmer(inne)n. Mit zunehmender Anforderung an die Flexibilität der Mitarbeiter(innen) steigt auch die Gefahr für Führungskräfte, Aufgaben zuweisen zu müssen, die nicht direkt mit der Kerntätigkeit der Person verbunden sind. Führungskräfte sollten entsprechend geschult werden, derartige Aufgaben frühzeitig zu erkennen und diese entsprechend zu kommunizieren.
Relevanz/Beitrag: Die vermittelnde Wirkung sozialer Anerkennung – als eine zentrale Annahme des SOS Konzepts – konnte erstmals im Längsschnitt gezeigt werden.
11:00 Uhr
Stress and Coping: An Economic Approach
Klaus Wälde, FB 03, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
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Autor:in:
Klaus Wälde, FB 03, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Stress is ubiquitous in society. We present a model where stressors translate into subjective stress via an appraisal process. Stress reduces instantaneous utility of an individual directly and via a cognitive load argument. Coping can be functional and under the control of the individual or more automatic with dysfunctional features. We predict the occurrence and frequency of controlled vs uncontrolled coping -
emotional outbursts - as a function of an individual's personality and environment. We show that outbursts cannot always be avoided. We also show that artificially delaying emotional outbursts can lead to even more outbursts. Looking at the effect of psychotherapy shows that becoming less emotional might not be the appropriate strategy.
11:20 Uhr
Emotionsarbeit als Challenge: Emotionale Stressoren und ihre unterschiedlichen Effekte auf Gesundheit und Wohlbefinden
Marcel Kern, Goethe-Universität Frankfurt am Main
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Autor:innen:
Marcel Kern, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Dieter Zapf, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Fragestellung:
Mit Bezug zum Challenge – Hindrance Stressor Framework (LePine, Podsakoff, & LePine, 2005) beleuchten wir systematisch die Effekte emotionaler Arbeitsanforderungen und bieten einen Erklärungsansatz für die in der Forschung gefundenen widersprüchlichen Zusammenhänge zu Gesundheit und Wohlbefinden. Wir nehmen an, dass das Zeigen von positiven oder negativen Emotionen genauso wie Sensitivitätsanforderungen herausfordernde Stressoren darstellen, die bei erfolgreicher Bewältigung zur Erreichung wesentlicher Arbeitsziele beitragen und dadurch einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden ausüben. Emotionale Dissonanz wird hingegen als ausschließlich negativ angenommen. Die gesundheitsbeeinträchtigenden Effekte sollten jeweils durch emotionsarbeitsbezogene Kontrolle reduziert werden.
Untersuchungsdesign:
Es wurde eine Fragebogenstudie zur Erfassung von emotionalen Stressoren und Ressourcen sowie Burnout anhand verschiedener Stichproben aus der Dienstleistungsbranche sowie einer Kontrollgruppe durchgeführt.
Ergebnisse:
Wie angenommen stellen das Zeigen positiver Emotionen sowie Sensitivitätsanforderungen Challenge Stressoren dar. Es zeigen sich gleichermaßen positive Effekte auf die Erschöpfung wie auf das Gefühl der Leistungserfüllung. Das Zeigen negativer Emotionen scheint tendenziell ein Challenge Stressor mit den erwarteten Effekten zu sein, bestätigte sich aber nicht konsistent. Emotionale Dissonanz ergab widersprüchliche Befunde. Der Puffereffekt der Ressource konnte teilweise bestätigt werden.
Limitationen:
Bei den einbezogenen Stichproben handelt es sich um Querschnittsuntersuchungen mit Selbstberichten.
Theoretische/Praktische Implikationen:
Die Ergebnisse bestätigen eine differenzierte Sichtweise emotionaler Arbeitsanforderungen, deren Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden mit Bezug zu den jeweiligen Arbeitsplätzen und-aufgaben theoriegeleitet vorhergesagt werden können.
Relevanz/Beitrag:
Wir haben ein erweitertes Modell zur Emotionsarbeit entwickelt und die einzelnen Facetten emotionaler Stressoren in das Challenge – Hindrance Framework eingeordnet.
11:40 Uhr
Meta-analytische Ergebnisse zum Challenge-hindrance-Stressoren Konzept auf der Basis des Instruments zur stressbezogenen Arbeitsanalyse ISTA
Julien P. Irmer, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Marcel Kern, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Dieter Zapf, Goethe-Universität Frankfurt am Main
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Autor:innen:
Julien P. Irmer, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Marcel Kern, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Dieter Zapf, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Norbert Semmer, Universität Bern
Fragestellung ist die Konstruktvalidierung des Instruments zur Stressbezogenen Arbeitsanalyse ISTA anhand des Konzepts der challenge-hindrance Stressoren und des Job demands resources-Modells. Das challenge-hindrance-Konzept geht davon aus, dass Stressoren nicht ausschließlich negative Wirkungen haben, sondern dass es Stressoren gibt, die neben negativen gesundheitlichen Auswirkungen eine positive Auswirkung auf Leistung und Variablen des Wohlbefindens wie Arbeitszufriedenheit, Selbstwertgefühl oder Selbstwirksamkeit haben. Aus der Kombination dieser beiden Modelle lassen sich Validierungshypothesen ableiten, die spezifische Zusammenhänge mit psychischen Befindensbeeinträchtigungen wie emotionale Erschöpfung und Variablen psychischen Wohlbefindens wie Arbeitszufriedenheit oder Selbstwirksamkeit aufweisen.
Untersuchungsdesign: Grundlage sind meta-analytische Daten bestehend aus k=70 Stichproben und einen Stichprobenumfang von N=14459
Ergebnisse: Ergebnisse liegen z. Zt. auf Ebene von Einzelstichproben sowie meta-analytische Auswertungen von k=36 Studien vor. Arbeitsorganisatorische Probleme und Unsicherheit erweisen sich als Hindrance-Stressoren (positive Zusammenhänge mit Befindensbeeinträchtigungen, negative Zusammenhänge mit Wohlbefinden), Zeitdruck und Konzentrationsanforderungen als Challenge-Stressoren (positive Zusammenhänge mit Befindensbeeinträchtigungen und mit Wohlbefinden), allerdings abhängig von den Aufgabenstrukturen. Handlungsspielraum und Partizipation erweisen sich durchgängig als Ressourcen (negative Zusammenhänge mit Befindensbeeinträchtigungen, positive Zusammenhänge mit Wohlbefinden), Komplexität und Variabilität nur in einigen Stichproben.
Limitationen: Die Beschränkung auf Fragebogendaten muss bei der Interpretation bedacht werden.
Theoretische/Praktische Implikationen: Die Kombination aus Challenge- und Hindrance-Stressoren und job demands-resources lässt sich sinnvoll zur Konstruktvalidierung des ISTA einsetzen.
Relevanz/Beitrag: Das ISTA weist gute psychometrischen Werte und Konstruktvalidität auch auf meta-analytischer Ebene auf.
12:00 Uhr
Eine Meta-Analyse längsschnittlicher Studien zu Arbeitsstressoren und Burnout
Christina Guthier, FB 03, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
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Autor:innen:
Christina Guthier, FB 03, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Christian Dormann, FB 03, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Fragestellung
Bisher ist unklar, mit welcher Effektstärke sowie in welche Richtung sich Stressoren und Burnout über Zeit hinweg beeinflussen; verursachen Stressoren eher Burnout, oder Burnout eher Stressoren, oder liegt ein reziproker Prozess vor?
Untersuchungsdesign
Wir haben eine Meta-Analyse zu längsschnittlichen Studien durchgeführt, die zeitverzögerte Beziehungen zwischen Stressoren und Burnout berichtet haben. Wir konnten k = 66 geeignete Studien mit N = 20,059 Teilnehmern identifizieren. Es wurden Strukturgleichungsmodelle mit zeitverzögerten Effekten von T1 auf T2 unter Kontrolle der T1-Variablen berechnet. Als Moderator wurde das jeweilige Zeitintervall der Primärstudien betrachtet – die Primärstudien wurden dazu in verschiedene Kategorien eingeteilt.
Ergebnisse
Es gab einen signifikant positiven, zeitverzögerten Effekt von Burnout auf Stressoren für Studien mit kleinem Zeitintervall (t < 3 Monate). Bei den Studien mit t = 12 und 12 < t ≤ 24 Monaten gab es signifikant positive, zeitverzögerte Effekte von Stressoren auf Burnout. Für die übrigen Zeitintervallkategorien gab es entweder Null- oder negative Effekte. Alle signifikanten Effekte waren sehr klein (beta < .09).
Limitationen
Da viele Ergebnisse entgegen der üblichen Erwartung ausfielen, ist ein Publikationsbias hier unwahrscheinlich. Weiterhin entwickeln wir gerade eine neue, zeitkontinuierliche Auswertungsmethode, um die Teststärke zu steigern. Die Ergebnisse werden bis zur Tagung vorliegen.
Theoretische/Praktische Implikationen
Aufgrund der insgesamt sehr kleinen Effekte empfiehlt es sich nicht, weitere Längsschnittstudien wie bisher durchzuführen. Abzuwarten bleibt, ob durch die zukünftige Verwendung deutlich kürzerer Zeitintervalle der Nachweis größerer Effekte möglich ist.
Relevanz/Beitrag
Wir haben alle Daten der verfügbaren längsschnittlichen Studien zu Stressoren und Burnout genutzt unabhängig von der zentralen Fragestellung der Primärstudien. Bisherige Befunde zu den Ursachen von Burnout werden mit den schwachen und teilweise negativen Effekten dieser Meta-Analyse in Frage gestellt.