13:15 Uhr
Identifikation in Organisationen und Mitarbeitergesundheit: Eine Meta-Analyse
Rolf van Dick, Goethe-Universität Frankfurt am Main
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Autor:innen:
Rolf van Dick, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Niklas Steffens
Alex Haslam
Jolanda Jetten
Sebastian Schuh
Fragestellung:
Identifikation mit Gruppen in organisationalen Kontexten wurde in den letzten drei Jahrzehnten stark beforscht. Im Wesentlichen wurden dabei positive Zusammenhänge zu Arbeitsmotivation, Leistung oder Citizenship Behavior gefunden. Erst in den letzten Jahren rückte auch das Thema der Mitarbeitergesundheit in den Fokus. Dabei kann man zwei gegenläufige Hypothesen aufstellen: Zum Einen könnte eine starke Identifikation durch die stärkeres Arbeitsengagement zu Krankheit führen. Zum anderen könnte die aus starker gemeinsamer Identität resultierende verfügbare soziale Unterstützung zu mehr Gesundheit beitragen.
Untersuchungsdesign:
Wir führten eine Meta-Analyse mit den beiden Foki Identifikation mit der Organisation (66 Effektgrößen, N = 16.297) und mit dem Team (29 Effektgrößen, N = 5.396) durch.
Ergebnisse:
Die Ergebnisse bestätigen die zweite Hypothese und zeigen, dass soziale Identifikation positiv mit Gesundheit (organisationale ID: r = .23; Teamidentifikation: r = .21) zusammenhängt. Moderationsanalysen zeigen, dass die Zusammenhänge enger für Indikatoren von positivem Wohlbefinden (r = .28) als für die Abwesenheit von Stress (r = .19) sind und dass sie starker für Indikatoren psychischer als physischer Gesundheit sind. Schließlich trägt auch eine geteilte Identität unter Teammitgliedern zu stärkeren Zusammenhängen bei.
Limitationen:
Wie bei jeder Meta-Analyse liegen die Einschränkungen vor allem im Bereich der Primärstudien. Für einige Moderatoranalysen war einerseits die Zahl der Primärstudien gering, zum anderen konnten insgesamt nur wenige Studien mit experimentellen oder längsschnittlichen Designs aufgenommen werden. Theoretische/Praktische Implikationen:
Praktisch bestätigen unsere Befunde, dass ein Aufbau von Identifikation zur Reduktion von Stress beitragen kann und dass der Förderung von Gruppen aus dieser Perspektive ein starkes Gewicht zukommt. Relevanz/Beitrag:
Die Meta-Analyse hilft, offene Fragen und widersprüchliche Einzelbefunde in der Forschung zum Social Identity Approach to Stress zu klären.
14:00 Uhr
Alter(n)sgerechte Führung: Ein vielversprechender Führungsansatz für Organisationen im demografischen Wandel
Jürgen Wegge, Technische Universität Dresden
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Autor:in:
Jürgen Wegge, Technische Universität Dresden
Fragestellung. Aufgrund der demographischen Entwicklungen verändert sich die Alterszusammensetzung der Erwerbsbevölkerung. Während die Einflüsse einer schrumpfenden und alternden Belegschaft auf die Arbeitsgestaltung, die Produktivität von Unternehmen und die Zusammenarbeit im Team schon intensiver untersucht wurden (Schlick, Frieling & Wegge, 2013), ist die Rolle der Führungskraft bisher nur selten Gegenstand der Analyse geworden. Führt man junge Mitarbeiter anders als alte Mitarbeiter? Wie soll man zunehmend altersgemischte Teams führen? Und wie können junge Führungskräfte ihre deutlich älteren Mitarbeiter erfolgreich motivieren? Der Vortrag gibt einen Überblick zu den heute vorliegenden Forschungsergebnissen, die zur Beantwortung dieser Fragen vorliegen.
Neue Perspektiven. Im Mittelpunkt stehen Befunde und Ansätze der alter(n)sgerechten Führung, also solche Modelle, welche die gesamte Lebensarbeitsspanne berücksichtigen und daher nicht nur ältere Personen betrachten. Auf Basis eines neuen Fragebogens, der die Qualität alternsgerechter Führung beschreibt und messbar macht, wurden in mehreren Projekten mit verschiedenen Berufsfeldern (z.B. N = 192 in der Pflege; N = 209 im Call Center; N = 900 in der Automobilproduktion) Daten gewonnen, die zeigen, dass eine alter(n)sgerechte Führung – über klassische Führungsansätze hinaus – einen positiven Effekt auf subjektive und objektive Indikatoren der Arbeitsmotivation und Gesundheit hat (z.B. Arbeitsfähigkeitsurteile, Fehlzeiten).
Theoretische/Praktische Implikationen. Alter(n)sgerechte Führung stellt ein neues Konzept der Führung dar, welches auf die altersbedingten Veränderungen der Geführten eingeht und zudem Aspekte der Zusammenarbeit in altersgemischten Teams und Führungssituationen berücksichtigt. Es werden für die Praxis konkrete Ansatzpunkte beschrieben und Trainings dargestellt, die nachweislich helfen können, wichtige Herausforderungen des demographischen Wandels in Organisationen besser zu bewältigen.