15:25 Uhr
Ein sozioanalytischer Blick auf die Beziehung zwischen proaktiver Persönlichkeit und Einkommen
Andreas Wihler, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Details anzeigen
Autor:innen:
Andreas Wihler, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Jennifer Hartung
Gerhard Blickle, Uni Bonn
Fragestellung: Aufbauend auf bisherigen Befunden zur förderlichen moderierenden Wirkung von politischen Fertigkeiten in der Beziehung von proaktiver Persönlichkeit und Kriterien, untersucht die vorliegende Studie auf Basis der sozioanalytischen Theorie, ob die Facette „Interpersonaler Einfluss“ der politischen Fertigkeiten den Zusammenhang zwischen dem proaktiver Persönlichkeit und dem objektiven Karriereerfolgsmerkmal Einkommen moderiert.
Untersuchungsdesign: Die Studie untersucht die Fragestellung an einer Stichprobe mit 55 Berufstätigen. Die proaktive Persönlichkeit wurde mittels des Situational Judgment Tests for Personal Initiative, politischen Fertigkeiten mittels Political Skill Inventory (PSI) erfasst. Als Kriterium wurde das jährliches Einkommen genutzt.
Ergebnisse: Nur die PSI-Facette Interpersonaler Einfluss, jedoch nicht die drei verbleibenden Facetten fungiert als förderlicher Moderator der Beziehung zwischen proaktiver Persönlichkeit und Einkommen. Dabei kommt es zu einem signifikanten Zuwachs im Einkommen, wenn die Personen mit starker proaktiver Persönlichkeit hohe Ausprägungen im interpersonalen Einfluss besitzen, jedoch zu signifikanten Abfällen, wenn die PSI-Facette nur niedrig ausgeprägt ist.
Limitationen: Das querschnittliche Design macht Aussagen über das kausale Wirken schwierig. Eine Replikation der Befunde mit weiteren objektiven und subjektiven Karriereerfolgskriterien wäre zudem wünschenswert.
Theoretische/Praktische Implikationen: Die vorliegende Studie erweitert das bisherige Wissen zur moderierenden Wirkung von politischen Fertigkeiten in Bezug auf Proaktivität und weist erstmals mittels der sozioanalytischen Theorie nach, dass politische Fertigkeiten nicht nur subjektive Leistungsindikatoren sondern auch objektive Erfolgsmaße positiv beeinflussen. Die Ergebnisse belegen, dass Personen ihre politischen Fertigkeiten trainieren sollten, um ihren beruflichen Erfolg zu steigern.
Relevanz/Beitrag: Diese Studie ist die erste, die auf Basis der sozioanalytischen Theorie objektive Erfolgsmaße mit proaktiver Persönlichkeit in Verbindung bringt.
15:45 Uhr
Den mag ich: Die Effekte des Impression Managements von Bewerbern auf Interviewerevaluationen der Sympathie, Kompetenz und Einstellungswahrscheinlichkeit
Corinna Diekmann, Universität Bonn
Details anzeigen
Autor:innen:
Corinna Diekmann, Universität Bonn
Jennifer Bomert
Gerhard Blickle, Uni Bonn
Fragestellung
Die experimentelle Studie untersuchte, wie sich verschiedene Impression Management (IM)-Taktiken von Bewerbern im Auswahlinterview auf Interviewerurteile hinsichtlich der universalen sozialen Urteilsdimensionen Sympathie und Kompetenz auswirken, und wie sich diese persönlichen Evaluationen in die Wahrscheinlichkeit eines Stellenangebots vermitteln.
Untersuchungsdesign
In Szenarien wurde ein Auszug aus einem fiktiven Auswahlinterview wiedergegeben, in dem sich 3 Bewerber anhand 3 verschiedener IM-Taktiken präsentierten (Modesty, Ingratiation oder Self-Promotion). Zusätzlich wurden die Rechenschaftspflicht der Beurteiler sowie das Ausmaß positiver Vorinformation über die Bewerber manipuliert. 82 professionelle Interviewer beurteilten, wie sympathisch und kompetent jeder Bewerber auf sie wirkte und mit welcher Wahrscheinlichkeit sie ihm ein Stellenangebot machen würden.
Ergebnisse
Wie erwartet wurde der Bewerber, der Modesty anwandte, als sympathischer eingeschätzt als die beiden anderen Bewerber und erhielt in der Folge wahrscheinlicher ein Stellenangebot. Die wahrgenommene Kompetenz der Bewerber spielte dabei eine untergeordnete Rolle. Die positiven Effekte von Modesty wurden durch geringe Rechenschaftspflicht der Beurteiler sowie positive Vorinformation weiter verstärkt.
Limitationen
Das experimentelle Design der Studie ermöglicht zwar die kontrollierte Prüfung kausaler Effekte, kann jedoch nur einen Ausschnitt realer Interviewsituationen abbilden.
Theoretische/Praktische Implikationen
Angesichts des zentralen Einflusses persönlicher Eindrücke auf die Einstellungswahrscheinlichkeit können Bewerber wesentlich von einer sympathischen Selbstdarstellung mithilfe der Taktik Modesty profitieren.
Relevanz/Beitrag
Erstmals wurde die Effektivität dreier typischer IM-Taktiken in Auswahlinterviews hinsichtlich grundlegender sozialer Evaluationen und der daraus folgenden Einstellungswahrscheinlichkeit direkt miteinander verglichen. Die Ergebnisse beleuchten die Bedeutung des interpersonellen Affekts im Auswahlinterview sowie das beachtliche Potential der Taktik Modesty.