Autor:innen:
Denise Hinn, Universität Kassel
Heidi Möller, Universität Kassel
Fragestellung
Unsere heutige Welt ist von zunehmender Dynamik und Komplexität geprägt. Unternehmen und Mitarbeiter müssen bereit und fähig zur Anpassung sein, d.h. Routinen im Denken und Handeln zu reflektieren. Als „intensive und systematische Förderung ergebnisorientierter Problem- und Selbstreflexion“ (Greif, 2008, S. 59) unterstützt hier das Beratungs- und Personalentwicklungsformat ‚Coaching’. In der Literatur wird stets betont, dass Coaching die Selbstreflexion fördere und dies auch wissenschaftlich nachgewiesen sei, allerdings begründen sich die meisten Forschungsergebnisse auf reine Selbstauskünfte oder sind erst theoretisch postuliert (Trager, 2008).
Untersuchungsdesign
Die vorgestellte Studie untersucht, ob sich die reflexive Kompetenz der Klienten im Verlauf des Coaching-Prozesses verändert. Hierfür werden Audioaufzeichnungen zu drei Messzeitpunkten (erste, mittlere und letzte Sitzung) mithilfe der ‚Reflective Functioning Scale’ (Fonagy et al., 1998) untersucht. Diese erfasst individuelle Unterschiede in der Fähigkeit, mentale Zustände wie Gefühle, Absichten und Vorstellungen bei sich und anderen zu reflektieren. Für die deutsche Fassung der ‚Reflexive-Kompetenz-Skala (RKS)’ (Daudert, 2001) liegen zufriedenstellende Testgütekriterien vor.
Ergebnisse
Die bisherige Untersuchung eines vollständigen Coaching-Prozesses zeigt, dass die RKS auf diesen adaptiert und eine Veränderung der reflexiven Kompetenz des Klienten über den Zeitverlauf gezeigt werden kann. Die Ausweitung der Stichprobe und Konsolidierung der Ergebnisse ist bis 09/2015 geplant.
Limitationen und Implikationen
Einzelfallstudien stehen insbesondere bezüglich der externen Validität in der Kritik. Trotzdem kann diese Studie zeigen, dass eine Adaption dieses aufwändigen Auswertungsinstruments möglich ist und künftig zu einer Qualitätsverbesserung der Coachingforschung beitragen kann.
Relevanz/Beitrag
Nach unserem Kenntnisstand ist dies die erste Studie, die eine Veränderung der reflexiven Kompetenz in Coaching-Prozessen, neben reinen Selbstauskünften, über mehrere Messzeitpunkte hinweg untersucht.