Autor:innen:
Lenka Duranova, Universität Kassel
Sandra Ohly, Universität Kassel
Fragestellung
Mit den weiter schnell wachsenden technologischen Möglichkeiten nimmt auch das relativ neue Phänomen der arbeitsbezogenen Technologienutzung am Feierabend (ATAF) zu und der Eindruck einer ständigen Erreichbarkeit von Mitarbeitern wird immer stärker. Das Ziel dieses Beitrags ist die Darstellung der potentiellen Herausforderungen und Möglichkeiten von ATAF für Prozesse der Erholung und des Wohlbefindens von Mitarbeitern.
Forschungsstand
Die Determinanten und Konsequenzen von ATAF sind bisher wenig untersucht. Dabei wurden in den letzten Jahren zunehmend Studien veröffentlicht, die die Betrachtung von ATAF als „ein zweischneidiges Schwert“ (Ressource/Demand) nahe legen (s. Diaz, Chiaburu, Zimmerman & Boswell, 2012; MacCormick, Dery & Kolb, 2012).
Neue Perspektiven/Beitrag
Basierend auf einem systematischen Literaturreview zu ATAF stellen wir ein neuartiges, komplexes Modell vor, das die täglichen Erholungs- und Wohlbefindensprozesse fokussiert und über die bisherige „zweischneidige“ Betrachtungsweise hinausgeht. Dabei postulieren wir ATAF als potentiellen Stressor, Ressource oder Demand (vgl. Handlungsregulationstheorie von Hacker, 1998, 2003; Frese & Zapf, 1994), abhängig von personalen und situativen Faktoren, aber vordergründig von kognitiven Appraisals (s. das transaktionale Stressmodell von Lazarus & Folkman, 1984). Diese Dreiteilung erlaubt uns die Annahme von verschiedenen linearen und nicht-linearen Zusammenhängen zwischen ATAF und seinen Folgen.
Theoretische/Praktische Implikationen
Die Erweiterung der bisherigen Betrachtung von ATAF als Ressource oder Demand um die Stressoren-Komponente ermöglicht ein besseres Verständnis von Determinanten und Konsequenzen dieses Verhaltens. Weiterhin erlaubt das Postulat der jeweils unterschiedlichen Zusammenhänge differenzierte Annahmen für die zukünftige Forschung. Insgesamt lässt sich festhalten, dass ATAF selbst und ihre Wirkung durch eine Vielzahl von Faktoren bestimmt werden, was gegen eine einseitige Managementstrategie in Bezug auf eine strenge Trennung von beruflicher und privater Sphäre spricht.