10:40 Uhr
Stressor oder Ressource? Die Bedeutung von Lärm und Hitze im Arbeitskontext
Anna Steidle, Universität Hohenheim
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Autor:innen:
Anna Steidle, Universität Hohenheim
Marc Syndicus, RWTH Aachen University
Forschungsstand: Lärm und Raumtemperatur werden in Umfragen regelmäßig als häufigste Störfaktoren bei der Büroarbeit genannt. Auf metaanalytischer Betrachtungsebene scheinen für beide Stressoren nachteilige Wirkungen auf Kognition und Arbeitsleistung gegeben zu sein (Hancock, Ross & Szalma, 2007; Szalma & Hancock, 2011). Gegen diese Befunde sprechen jedoch z.B. die Erfolge bei der Bekämpfung von Lärm durch Maskierschalle und die in einzelnen Bereichen belegte förderliche Wirkung von Geräuschkulissen (Mehta, Zhu & Cheema, 2012). Bei differenzierterer Betrachtung können die Stressoren je nach Situation möglicherweise eine Rolle als Ressource, und damit als leistungsförderlicher Faktor, einnehmen.
Neue Perspektiven/Beitrag: Die Einzelbeiträge verknüpfen entgegen einer defizitorientierten Perspektive Forschungsergebnisse zum Einfluss der Stressoren im Sinne von Ressourcen auf das Leistungsverhalten von Individuen und Gruppen. Die vorliegenden Forschungsarbeiten liefern einen neuen Beitrag zum Stressor- und Ressourcenpotenzial raumklimatischer und akustischer Bedingungen, indem einerseits unterschiedliche Leistungsfelder (z.B. Konzentration, Kreativität, Entscheidungen) und anderseits auch die zugrundeliegenden Prozesse (z.B. Selbstkontrollressourcen) analysiert werden. Zudem liefern die Beiträge konkrete Erkenntnisse zur tatsächlichen Stressorwirkung raumakustischer Szenarien unterschiedlicher Güteklassen (VDI 2569) sowie zur Überwindung von lärmbedingten Leistungseinbußen durch Maskierung.
Theoretische/Praktische Implikationen: Die unterschiedlichen Erkenntnisse über die zugrundeliegenden Prozesse und Moderatoren raumklimatischer und akustischer Leistungszuwächse und -einbußen besitzen eine große Relevanz für arbeitstheoretische Stress- und Ressourcenmodelle. Bezüglich der Arbeitsplatzgestaltung erweitern die vorliegenden Beiträge den Blick von der reinen Stressorbekämpfung hin zu den förderlichen, im Sinne einer Ressource „nutzbaren“ Einflüsse dieser Arbeitsplatzstressoren.