Autor:innen:
Tina Urbach, Universität Potsdam
Oliver Weigelt, FernUniversität in Hagen
Forschungsstand
Proaktives, auf Veränderungen und Verbesserungen ausgerichtetes Mitarbeiterverhalten trägt maßgeblich zum Erfolg und der Adaptivität von Organisationen bei. Bestehende Forschung zeigt, dass der soziale Kontext bedeutsam mit proaktivem Verhalten von Individuen in Zusammenhang steht. Sowohl Führungsverhalten (Chiaburu, Smith, Wang, & Zimmerman, 2014) als auch Unterstützung durch Kollegen oder die Organisation (Chiaburu, Lorinkova & VanDyne, 2013) kann proaktives Verhalten fördern. Deutlich weniger Untersuchungen gibt es zu spezifischen Prozessen, wie der soziale Kontext proaktives Verhalten beeinflusst, oder zu Bedingungen, unter denen differentielle Effekte des sozialen Kontexts auf Proaktivität zu beobachten sind.
Neue Perspektiven/Beitrag
Die Arbeitsgruppe adressiert o.g. Forschungslücken. Der Beitrag von Jungbauer et al. betrachtet das Zusammenspiel von proximaler und distaler Führung als Prädiktoren von Meldeverhalten, und untersucht Vertrauen und organisationale Identifikation als Mediatoren in diesem Prozess. Teichmann und Wesche postulieren eine gruppendynamische Komponente, nämlich dass der Einfluss von Führungs- und Kollegenverhalten auf challenging citizenship performance für relative Newcomer einer Arbeitsgruppe stärker ist als für andere Teammitglieder. Der Beitrag von Knoll et al. erweitert das klassische Portfolio an Führungsverhaltensweisen um ethische und destruktive Führung. Er betrachtet diese als differentielle Prädiktoren verschiedener Motive zu organisationalem Schweigen, dem bewussten Nichtmelden von Problemen. Der Beitrag von Urbach und Weigelt untersucht Effekte von negativem Feedback durch Führungskräfte in konkreten Situationen proaktiven Verhaltens und dessen potenziell abträgliche Effekte auf die Motivation von MitarbeiterInnen, zukünftig proaktiv zu sein.
Theoretische/Praktische Implikationen
Spezifischere Kenntnis über die Wirkungswege und –bedingungen von Führung und Kollegenverhalten erlaubt gezieltere Interventionen zur Förderung proaktiven Mitarbeiterverhaltens sowie zur Reduktion proaktivitätshemmender Faktoren.