Autor:innen:
Jutta Lang, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Marcel Kern, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Dieter Zapf, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Fragestellung
Eine Vielzahl von Studien belegen die positiven Auswirkungen von Proaktivität auf die Innovationskraft und das Leistungsniveau von Teams und Einzelpersonen. Uneinheitlich sind die Einschätzungen darüber, inwieweit Proaktivität die Fluktuation beeinflusst. Um das Risiko einschätzen zu können, das von Proaktivität ausgeht, haben wir ein Modell entwickelt, das den Einfluss von Proaktivität, sowie zwei weiteren Faktoren, nämlich Karrierezufriedenheit und Job Embeddedness beleuchtet.
Untersuchungsdesign
192 Festangestellte wurden mittels eines Online-Fragebogens zu Proaktivität, Karrierezufriedenheit und Job Embeddedness und sechs Monate später zu alternativen Jobangeboten, Bewerbungsgesprächen und Jobwechsel befragt.
Ergebnisse
Die Ergebnisse stützen die Idee, dass proaktive Personen häufiger alternative Jobangebote erhalten, dass sie eher bereit sind, Bewerbungsgespräche zu führen, und dass dadurch die Wahrscheinlichkeit wächst, dass sie, bei attraktiven Jobangeboten, den Job wechseln. Interessanterweise sind mit ihrer Karriere zufriedene Personen ebenfalls am Arbeitsmarkt gut nachgefragt, da sie sichtbar werden für andere Unternehmen und Headhunter. Hohe Karrierezufriedenheit verhindert aber den nächsten Schritt zu gehen, also Bewerbungsgespräche zu führen. Wie erwartet verringert Job Embeddedness die Wahrscheinlichkeit alternative Jobangebote zu erhalten, da weder aktiv noch passiv nach Alternativen gesucht wird. Job Embeddedness hat keinen Einfluss auf das Führen von Bewerbungsgesprächen.
Limitationen
Die Beschränkung auf Fragebogendaten muss bei der Interpretation bedacht werden.
Theoretische/Praktische Implikationen
Die differenzierte Betrachtung des Zusammenhangs von Proaktivität, Karrierezufriedenheit, Job Embeddedness und Jobwechselaktivitäten hilft die bisherigen, widersprüchlichen Ergebnisse besser zu interpretieren.
Relevanz/Beitrag
Der demographische Wandel verstärkt den Wettstreit um die wertvollen Ressourcen, für Unternehmen ist es daher bedeutsam, welches Fluktuationsrisiko mit der Anwerbung proaktiver Talente verbunden ist.