Valerio Furneri (Università degli Studi di Bergamo)
Die Übersetzung wissenschaftlicher Texte vermittelt wertvolle Einsichten in die Nutzung der Ausdrucksmittel für die sprachliche Vermittlung forschenden Handelns. Ein damit verbundener Erkenntniszugewinn bereichert freilich nicht nur die gegenwärtige Diskussion um die Beibehaltung der sprachlichen und kulturellen Vielfalt wissenschaftlicher Kommunikation, sondern erhellt auch Entwicklungslinien der Herausbildung einzelner Wissenschaftssprachen.
Der Vergleich von Wissenschaftstexten aus älteren Sprachstufen und ihren Translaten ist in dieser Hinsicht aufschlussreich. Er macht gleichzeitig Herausforderungen deutlich, denen sich der Übersetzer zu stellen hat – etwa in Hinblick auf Unklarheiten, die aus der semantischen Vielschichtigkeit bestimmter Ausdrücke entstehen. In dieser Perspektive werde ich in meinem Beitrag ausgewählte Beispiele aus der deutschen Fassung dialogischer Texte von Galileo Galilei kommentieren. Im Vordergrund stehen Ausdrücke, die ein breites Bedeutungsspektrum aufweisen. Hier stellt sich zum einen die Frage, ob Mehrdeutigkeiten des sprachlichen Ausgangsmaterials im Zieltext beibehalten werden oder nicht. Zum anderen ist zu fragen, ob Zusammenhänge bestehen zwischen den durch die Übersetzung aktualisierten Bedeutungsschattierungen einzelner Ausdrücke und den Weltbildern, die von den unterschiedlichen Gesprächspartnern repräsentiert werden.
17:15 Uhr
Klage versus Anklage – zum Problem der Übersetzung juristischer Texte
Renata Šilhánová (Univerzita Tomáše Bati ve Zlíně)
Die „Rechtssprache“, die „Gesetzes- und Amtssprache“, die „juristisch-administrative Sprache“, die „Gerichts- und Behördenterminologie“, die „Juristensprache“, die „Sprache des Rechtswesens“ – alle diese Bezeichnungen widerspiegeln die Vielschichtigkeit der deutschen juristischen Fachsprache und zeugen davon, was für ein kompliziertes System diese Fachsprache darstellt. Das Hauptthema des Beitrags sind Spezifika der Übersetzung juristischer Texte, deren Besonderheiten und Hauptmerkmale, die an konkreten Beispielen schwer zu übersetzender oder schwer verständlicher Wörter gezeigt werden. Davon ausgehend wird das Thema der Äquivalenz, als grundlegendem Konzept der Translatologie, behandelt. Einerseits wird die Aufmerksamkeit dabei der lexikalischen Ebene gewidmet, andererseits werden auch die Strategien der übersetzerischen Tätigkeit erörtert. Das Ergebnis der übersetzerischen Tätigkeit sollte nämlich ein übersetzter Zieltext sein, der aus rechtslinguistischer Sicht korrekt und verständlich ist. Es werden Fragen beantwortet wie z.B., welche Rolle bei der Übersetzung juristischer Texte die Kompetenz und Ausbildung des Übersetzers spielen, welche Strategien dem Übersetzer zur Auswahl stehen, welche Instrumente für seine Arbeit unerlässlich sind, ob bei ihm eine umfassende rechtsvergleichende Kenntnis voraussetzt wird usw. Alle diese Aspekte tragen zu der exakten Entscheidung über die richtige lexikalische Lösung bei.