16:30 Uhr
Übersetzen und Repräsentieren der Alterität in der Gebrauchsliteratur am Beispiel der Übersetzung aus dem Deutschen von Sylvia Serbins Buch "Reines d'Afrique et héroïnes de la diaspora noire" (Königinnen Afrikas).
Hubert Konan Kouadio (Université Bouaké Cote d'Ivoire)
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Hubert Konan Kouadio (Université Bouaké Cote d'Ivoire)
Für einen Autor gehört der Zugang zum internationalen Markt zu den Legitimationsinstanzen, die für sein Buch eine größere mediale Resonanz garantieren, was seine Leserschaft vergrößert und ihm eine bessere Chance bietet, dass sich seine Botschaft oder Weltanschauung international verbreitet. Dabei ist die Übersetzung das perfekte Instrument zur Verwirklichung dieses Ziels des Autors. Damit das fremde Publikum aber seine Botschaft begreifen kann, indem es in einen dialogischen Austausch tritt, setzt die Übersetzung Adaptionen voraus. In dieser Hinsicht wird der Übersetzer, wie Terézia Mora unterstrichen hat, ein Kulturvermittler.
Doch kommt es manchmal vor, dass diese Edelaufgabe absichtlich gegen das ursprüngliche Ziel gekehrt wird, wie das auch bei der Übersetzung des Buches von Sylvia Serbin mit dem Titel Königinnen Afrikas ("Reines d'Afrique et héroïnes de la diaspora noire") der Fall war, mit dem die Autorin eigentlich beabsichtigt hatte, die Heldinnen Afrikas, die bis dahin im Schatten der Weltgeschichte geblieben waren, ans Tageslicht zu bringen. Stattdessen führte die von ihrem Verlag zugelassene Übersetzung aus dem Deutschen zu einem Revisionismus der Geschichte Afrikas. Die Folge davon können Missdeutungen durch die Leserschaft sein.
Der vorliegende Beitrag setzt sich zum Ziel zu zeigen, wie ein solcher um als Klischees überkommene Vorstellungen gebauter Revisionismus eher dazu beiträgt, das Repräsentieren der Alterität zu verzerren und demzufolge die interkulturelle Kommunikation zu stören.
17:15 Uhr
Pragmatik und Politik in mehrsprachigen Editionen: Zum interkulturellen Texttransfer in Bushido. The Soul of Japan von Nitobe Inazo
Tobias Schickhaus (Universität Bayreuth)
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Tobias Schickhaus (Universität Bayreuth)
Mit Bushido (1905) stellte der japanische Philosoph und Christ, Nitobe Inazō (新渡戸 稲造, 1862–1933), den Weg der Samurai in englischer Sprache vor. Erklärtes Ziel war es u.a., dem ‚Westen‘ eine Gesellschaft näher zu bringen, deren Ethik auch ohne Religion funktionieren kann (vgl. Nitobe 2008: 5). Da es sich beim Englischen um eine Fremdsprache handelte, kann der Text immer auch als das Resultat einer Selbstübersetzung und -deutung im Sinne des ‚Japan-Diskurses‘ (日本論) diskutiert werden.
Problematisch hingegen wird mit Blick auf seine wirkmächtige und kontroverse Übersetzungsgeschichte die Auffassung, dass interkultureller Texttransfer synonym für Öffnung und Erweiterung des Wissens stehe. Vielmehr bricht sich im Kontext von Bushido der Verdacht Bahn, dass ironischerweise gerade interkulturelle Übersetzung von ideologischer Selbstzensur geprägt ist (vgl. Rodríguez/Beeby 2010).
Unter diesem Aspekt möchte der Beitrag Inhalt und Geschichte der Bushido-Übersetzung vorstellen und im Ausgang dessen die zweisprachige Edition nach der Übersetzung von Higuchi Kenichirō (2008) diskutieren. Im Zentrum dieser Analyse steht die Frage, in welchem Verhältnis die Ausgabe zur eigenen Übersetzungsgeschichte steht: Lassen sich aus den textuellen und paratextuellen Hinweisen (Genette 2001; Venuti 1995) in Bushido Erkenntnisse zu inneren und äußeren Grenzen mehrsprachiger Editionen gewinnen?