Wiebke Röben de Alencar Xavier (Universidade Federal do Rio Grande do Norte (UFRN))
Dieser Beitrag aus dem Kontext eines aktuellen Forschungsprojektes zur Präsenz deutschsprachiger Autoren und Werke in der brasilianischen Presse des 19. Jahrhunderts zeigt, wie und auf welchen Wegen Schiller, Goethe & Co. in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der portugiesischsprachigen brasilianischen Presse übersetzt wurden. Dabei ergibt sich ein vielschichtiges Panorama von Translationen. Die komplexen transatlantischen Dimensionen dieser Translationsprozesse zeigen sich schon in der Presse der 1840er Jahre, wo wir neben Paraphrasierungen von Eckermanns „Gespräche mit Goethe“ und Teilübersetzungen von Schillers „Die Räuber“ genauso Notizen zu internationalen Denkmälern oder Familienangehörigen dieser Autoren, oder ganz kuriose Bemerkungen zu Schillers angeblicher Vorliebe für Schinken finden. Aus diesem Forschungsprojekt ergeben sich interessante Anknüpfungspunkte zwischen brasilianischer Germanistik, Übersetzungsforschung und Komparatistik, aber auch (Re-)Visionen des kulturellen Lernens im DaF-Unterricht. In der Unterrichtspraxis in Brasilien zeigt sich jedenfalls, dass die Einbeziehung dieser historischen Quellen die Lernenden motiviert, und dass sich hier auf der Basis neuerer methodologischer Ansätze, wie beispielsweise dem Kulturtransferkonzept, viele neue inter- und transkulturelle Lehr-, Lern- und Forschungsperspektiven eröffnen, um über deutsche Kultur im internationalen Kontext zu sprechen.
15:15 Uhr
Übersetzungen als Wegbereiter für den Weltfrieden – Goethe und die Weltliteratur
In der europäischen Geschichte gab es kaum Zeiten ohne Kriege und Konflikte. Goethe, der das sehr bedauerte und sich ein friedliches Zusammenleben der Menschen wünschte, entwickelte in seinen späteren Jahren die Idee der „Weltliteratur“. Um die unerwünschten Kriege zu vermeiden, so überlegte er, müsse man mittels der Literatur das Denken anderer Völker und anderer Länder verstehen und so vor deren Kultur Achtung empfinden lernen.
So nahmen Übersetzungen in Goethes Idee der „Weltliteratur“ eine sehr wichtige Stelle ein. Um in einer anderen Sprache geschriebene dichterische Werke lesen und verstehen zu können, müssen sie in die eigene Muttersprache übersetzt werden.
Die Übersetzung bringt uns das Fremde näher und lehrt uns, dass die menschliche Natur, sei es im Westen oder im Osten, in warmen oder kalten Gebieten, im Wesentlichen gleich ist. Durch Übersetzungen kann man sich im Geiste in unbekannte, schwer zu erreichende Länder versetzen und mit deren Kultur in Kontakt treten.
Goethes Ansicht nach ist es die Übersetzung, die ein gegenseitiges Verständnis zwischen uns und anderen Völkern ermöglicht. Damit bildet sie eine wichtige Grundlage für den zukünftigen Weltfrieden.
Das Anliegen dieses Vortrags ist daher, die Beziehung zwischen Übersetzungen und Weltliteratur bei Goethe näher zu beleuchten.