11:30 Uhr
Fiktion und Wahrheit in Stefan Zweigs „Brasilien. Ein Land der Zukunft“: zwischen Literatur und Übersetzung im Licht der Interkulturalität
Tito Lívio Cruz Romão (Universidade Federal do Ceará)
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Autor:in:
Tito Lívio Cruz Romão (Universidade Federal do Ceará)
Ziel dieses Beitrags ist, Brasilien-Bilder, die Zweig in seiner Monografie repräsentierte, im Vergleich zu der damaligen Realität des Landes interkulturell nachzuvollziehen und zu verifizieren, wie einige dieser Bilder 1942 und 2008 ins Brasilianische übertragen wurden. Hierzu gehört ein kritisches Herangehen an den Ausgangs- und den Zieltext für interkulturelle Unterrichtszwecke mit dem Schwerpunkt Übersetzung bzw. Literatur. Durch das Erscheinen dieses Buchs wurde Brasilien sozusagen auf die internationale Bildfläche katapultiert, und Zweig erhielt eine Erlaubnis zum Daueraufenthalt von dem mit Hitler sympathisierenden Diktator Vargas; es breitete sich dann das Gerücht aus, er habe damit Vargas nur seine Dankbarkeit zeigen wollen. Auf eine ästhetisch brillante, aber nicht immer wahrheitsgetreue Weise beschrieb er eine romantisierte Welt und sagte Brasilien eine blühende Zukunft voraus. Auf die damals florierende brasilianische Bücherproduktion scheint Zweig aber nicht zurückgegriffen zu haben. Dafür hätte er sich jedoch eines genau gleichbetitelten Buches bedienen können, das 1912 von Heinrich Schüler, dem deutschen Konsul in Rio, veröffentlicht worden war; darin stellte der Autor akribisch Aspekte der brasilianischen Landeskunde dar. Aber anders als der Pazifist Zweig unterstützte Schüler schon seit Mitte der 1930er Jahre die Gründung einer NSDAP-Auslandsorganisation in Brasilien und versuchte, deutsche Auswanderer anzulocken und den „Reichsgedanken“ anzuheizen.
12:15 Uhr
Übersetzungen zwischen Sprachen, Kulturen und Medien: Ost-Tennessee im Spiegel von Annemarie Schwarzenbachs Fotoreportagen
Stefanie Ohnesorg (University of Tennessee)
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Stefanie Ohnesorg (University of Tennessee)
Annemarie Schwarzenbachs Fotoreportagen stellen die wirtschaftlichen, sozialpolitischen und kulturellen Verhältnisse der vielen von ihr bereisten Länder und Regionen ins Zentrum. Mit der Kamera und in ihren Texten fängt sie die fremde Umgebung so ein, dass sich diese ihrem Zielpublikum durch Vergleiche und Anspielungen auf die Situation in Europa und insbesondere der Schweiz besser erschließen kann. Im Zentrum meines Vortrags steht die von Schwarzenbach 1937 unternommene Reise durch den Südosten der USA, insbesondere deren Stationen in Ost-Tennessee. Der Fokus wird darauf gelegt, wie sie die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Fremdkultur für ihre Schweizer Leserschaft ‚übersetzt‘ und wie diese Texte heute innerhalb Ost-Tennessees einen Beitrag dazu leisten können, Facetten der eigenen Geschichte durch deren Spiegelung aus der Fremdperspektive zu akzentuieren. Der Vortrag wird hierbei auch darauf Bezug nehmen, wie diese Texte und Fotos in einer von mir im Herbst 2018 an der University of Tennessee zusammen mit Bill Hartwig organisierten Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Mapping ‚Knoxville‘ Across Time, Media, and Cultures“ zu anderen Repräsentationen dieses Raums (z.B. den Texten von Cormac McCarthy und den Klangbildern und Fotos der Nürnberger Band Buddy & The Huddle) in Bezug gesetzt wurden, um die Eigenheiten der Region multimedial und aus der Eigen- und Fremdperspektive zu beleuchten. (https://mfll.utk.edu/connections/index.php )