09:30 Uhr
Wie „übersetzbar“ ist heute die deutsche Kolonialliteratur?
Adjai Paulin Oloukpona Yinnon (Université de Lomé, Togo)
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Autor:in:
Adjai Paulin Oloukpona Yinnon (Université de Lomé, Togo)
Manche Wissenschaftler in Deutschland und im Ausland betrachten Kolonialschriften als Altlasten der Geschichte und als peinliche Erinnerung an jene Zeit der Willkür kolonialer Vorherrschaft. Deshalb wollen sie sich nicht mehr damit auseinandersetzen, während die Kolonialliteratur im Allgemeinen für die ehemaligen „Kolonialvölker“ – aus Gründen der Identität – von entscheidender historischer Bedeutung sein kann. Der Universitätsverlag in Lomé (Togo) hat speziell für solche Schriften eine Reihe gegründet, in der u.a. deutsche koloniale Texte in französischer Übersetzung veröffentlicht werden. Vom Tropenarzt Ludwig Külz (1875-1938) ist 1906 unter dem Titel Blätter und Briefe eines Arztes aus dem tropischen Deutschafrika ein Buch über dessen Aufenthalt in Togo erschienen, das – berechtigterweise – schon viermal neu aufgelegt wurde, zuletzt 2013. Der Arbeitskreis ARTELI an der Universität Lomé (Togo) bereitet z.Zt. eine französische Übersetzung dieser Publikation vor, damit die heutigen Togoer mehr erfahren über die kolonialen Verhältnisse in ihrem Land Anfang des 20. Jahrhunderts. Der hiermit vorgeschlagene Beitrag zur GIG-Tagung 2019 über das Thema „Übersetzen - Vermitteln – Repräsentieren“ vermittelt eine kritische Auswertung der Erfahrungen aus dieser Übersetzungsarbeit und zeigt die vielfältigen Herausforderungen, die sich bei der Übertragung von kolonialem Gedankengut in die postkoloniale Sprache des 21. Jahrhunderts stellen.
10:00 Uhr
Die deutsche Sprache in den deutschen Kolonien in Afrika
Doumouya Amed
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Autor:in:
Doumouya Amed
Die vorliegende Studie befasst sich mit den Kolonial- und Missionsschulen in den ehemaligen deutschen Kolonien in Afrika. Die Untersuchung versucht vor dem Hintergrund der deutschen kolonialen und missionarischen Bildungspolitik die Bildungspolitik für die afrikanischen Schulen in ihren verschiedenen Elementen und Aspekten zu rekonstruieren und zu analysieren (Zielsetzungen, Praxis, Lerninhalte, Lehrpersonal und Ergebnisse). Anschließend wird die Problematik des Deutschen in den Beziehungen zwischen der Kolonialadministration und den Afrikanern analysiert. Die Untersuchung hebt dabei die Wichtigkeit der Schule und der christlichen Missionare für die Kolonialverwaltung und die Bildungspolitik in den ehemaligen deutschen Kolonien in Afrika, hervor.
Diese Arbeit will das Deutsche als eine der Kommunikationssprachen in den deutschen Kolonien in Afrika präsentieren: Nämlich Deutsch als Austauschsprache zwischen den Eingeborenen und deutschen Kolonialisten während der Kolonialzeit.
Weiterhin geht es um die Frage, welchen Einfluss deutsche Sprache auf die Afrikaner hatte und welche Stellung das Deutsche heute im afrikanischen Kontext hat.
10:30 Uhr
Die Rolle des Übersetzens/der Übersetzer*innen in der deutschsprachigen Kolonialliteratur
Shaban Mayanja (Universität Paderborn)
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Autor:innen:
Shaban Mayanja (Universität Paderborn)
Michael Hofmann (Universität Paderborn)
Die Kolonialisierung Afrikas kann als Prozess bzw. Folge eines fortwährenden Übersetzungsprozesses bezeichnet werden. Anhand von Berichten aus und über Afrika soll diese Problematik erläutert werden. Dabei wird der Frage nachgegangen, inwiefern die Ergebnisse für die Germanistik als Kulturwissenschaft im Sinne der Wissensproduktion fruchtbar gemacht werden können. Anhand von Texten deutschsprachiger Kolonialoffiziere soll gezeigt werden, wie die Berichterstattung über Ostafrika als Form einer Übersetzung spätere koloniale Expeditionen legitimierte. Zur Veranschaulichung werden Oskar Baumanns In Deutschostafrika während des Aufstandes, Hans Paasches Die Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland, Ludwig Krapfs Reisen in Ostafrika sowie Hans Meyers "Der Kilima-Ndscharo" untersucht. Im Mittelpunkt steht die ambivalente Rolle der afrikanischen DolmetscherInnen hinsichtlich der Fortführung bzw. (Re)Konstruktion von Stereotypen, denn die afrikanischen DolmetscherInnen wie im Falle der Figur Sidi Mubarak Bombay werden mehrfach „übersetzt“ und unterliegen einem ständigen Transformationsprozess, wodurch sie schwer zu verorten sind. Gerade diese schwierige Zuordnung macht sie für eine übersetzungswissenschaftliche Analyse im Kontext einer interkulturellen Germanistik wichtig, denn sie sprengen dadurch sprachliche, räumliche und kulturelle Grenzen und ebnen somit den Weg für eine „transkulturelle Übersetzung“.