Emma Jakovleva (Institut für wissenschaftliche Informationen in Gesellschaftswissenschaften der Akademie der Wissenschaften Rußlands)
Bei Übertragung von Gefühlen spielt die prosodische Komponente eine wichtige Rolle. Der Dolmetscher verfügt hierbei über akustische und visuelle Arten der Kommunikation.
Die synergischen (mehrseitigen) Diskursarten (Dialog, Polylog) manifestieren sich dabei grundlegend auf phonetischer und perzeptiver Ebene.
Die Hörwahrnehmung von Dialogen und Polylogen und ihre adäquate semantische Reflexion sind mit Schwierigkeiten verbunden. Diese Wahrnehmungsart beinhaltet eine bestimmte Gliederung des Redestroms in semantische Einheiten durch verschiedene phonetische Mittel, z. B. die Pause. Die inhaltliche Segmentierung des Redeflusses erfolgt sowohl durch syntaktische als auch durch nichtsyntaktische Pausen, und zwar durch sogenannte Hesitationsperioden (Zögerungspausen), die ein spezifisches Phänomen der spontanen Rede sind.
Haupthypothese: Hesitationen sind in bestimmten Positionen einer Äußerung durch die Syntaxspezifik des Deutschen bedingt. Ihr regelmäßiges Erscheinen am Ende der Rahmenkonstruktion des deutschen Satzes (vor infiniten Prädikatsformen) ist ein relevantes Grenzsignal im Redecode der deutschen Muttersprachler. Hesitationen werden von ihnen als Anzeiger für das Bedeutende bei der Kodierung und Dekodierung der Rede benutzt. Dem Sprecher geben sie die Möglichkeit, zu planen und auch seine Redequalität zu verbessern. Der Hörer dekodiert in den Hesitationsperioden das Redevorhaben des Sprechers und antizipiert.
Diese Tatsache erlaubt es, Hesitationen als ein positives und relevantes Redephänomen zu rehabilitieren.
10:15 Uhr
Emotionale Intelligenz der DolmetscherInnen: vom Verständnis zu translationspädagogischen Auswirkungen
Emotionen sind ein unentbehrlicher Teil jeder Kommunikation. Bewertung und anschließende Kommunikation der Emotionen gehören zu Schlüsselaspekten in der interkulturellen Kommunikation und sind damit eine Schlüsselkompetenz für Übersetzer und Dolmetscher. Den Beweis dazu finden wir in den Translationsverordnungen der Generaldirektion der Europäischen Kommission: In der Liste der Kompetenzen für professionelle Translatoren sind eine Reihe von zwischenmenschlichen und interkulturellen Fähigkeiten zu finden, beispielsweise eine situative Anpassungsfähigkeit sowie die Fähigkeit zur Selbsteinschätzung und das Wissen darüber, wie man mit verschiedenen Kulturgemeinschaften agieren sollte. In dem föderalen staatlichen Bildungsstandard Russlands für das einschlägige Profil sind folgende professionelle, mit der emotionalen Intelligenz verbundene Kompetenzen ( im weiteren PK) festgelegt: PK-15 und PK-12 (BA-Studiengang) – Beherrschung der Etikette und entsprechender Verhaltensregeln in verschiedenen Dolmetschsituationen; PK-14 (MA- Studiengang) - die Fähigkeit zur Identifikation und Beseitigung der Ursachen von Konfliktsituationen in der interkulturellen Kommunikation; PK-14 (Diplomdolmetscher) - die Fähigkeit, psychologische Stabilität in konfliktbeladenen Situationen zu demonstrieren.
Vorgestellt wird ein didaktisches Konzept für BA-Studierende, das am Lehrstuhl für Fremdsprachen, Linguistik und Translation der Nationalen polytechnischen Forschungsuniversität Perm eingesetzt wird.