09:30 Uhr
Die Plansprache Volapük und die Translationswissenschaft
Heinz Sieburg (Universität Luxemburg)
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Heinz Sieburg (Universität Luxemburg)
Eine weltweite Kommunikation über Sprachgrenzen hinweg wurde in der Zeit der Industrialisierung und ersten Globalisierung (um 1900) als zunehmend drängende Notwendigkeit begriffen. Die Praxis des Übersetzens galt vielen als unökonomisch – und manchen als überflüssig. Als Lösung des Welt-Sprachenproblems wurden in dieser Zeit verschiedenste ‚Welthilfssprachen‘ entwickelt. Gemeint sind künstliche Sprachen, die, aufbauend auf Bausteinen natürlicher Sprachen, neue, einfache und lerngünstige Systeme bereitstellten. Durchgesetzt haben sich derlei Konzepte nicht, allenfalls Esperanto hat die Zeiten überdauert.
Der Vortrag stellt eine heute praktisch vergessene ‚Universalsprache‘, nämlich Volapük, in den Mittelpunkt. Diese um 1880 von Johann Martin Schleyer im Bodenseeraum entwickelte Plansprache erfuhr innerhalb weniger Jahre einen rasanten Aufstieg und eine nahezu weltweite Verbreitung, um dann ebenso rasch wieder zu verschwinden. Der Vortrag hat zum Ziel, das linguistische, soziale und ideologische Für und Wider der Plansprache Schleyers in seiner Zeit zu rekonstruieren. Aktueller Ertrag soll sein, dadurch eine Reflexionsfolie bereitzustellen, die für die heutige Translationswissenschaft durchaus anregend sein kann.
10:00 Uhr
Das Problem der Präzedenzialität in interkultureller Perspektive
Nadeshda Golubewa
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Nadeshda Golubewa
Der Beitrag behandelt die Sprachphänomene, die der kognitiven Modellierung durch das Konzept „Präzedenz“ unterworfen und im Bereich der kognitiven Sprachtheorie beheimatet sind. Diesen Ableitungsphänomenen liegt eine Präzedenzbeziehung zugrunde, die offenkundig einen sprachdynamischen Tatbestand reflektiert (J. Fourquet, S. Kanngießer, L. Mursin u.a.).
Die vorliegende Untersuchung beinhaltet einige theoretische Ansätze und eine Analyse von Spracheinheiten mit gleichen oder ähnlichen semantisch-konzeptuellen und syntaktischen Eigenschaften in vielen Einzelsprachen, d. h. wie sämtlichen germanischen sowie slawischen. Es wird also auf die Frage geantwortet: Welche kulturellen, sprachlichen, kognitiven Grenzen werden durch die Präzedenzeinheiten gemeinsprachlich und sprachspezifisch bestimmt?
Ein prägnanter Zug der heutigen Linguistik ist Expansivismus. Er wird durch eine Tendenz zur Vergrößerung von zu erforschenden Spracheinheiten (vom Phonem zum Wort, vom Satz zum Text usw.) einerseits und zum logischen Übergang von kleinerem zu größerem Wissen andererseits bedingt. Diesen zwei Forschungsstrategien kommt zwangsweise ein globaler Charakter zu.
Im Unterschied zur Globalisierung im traditionellen Sinn (als Prozess der Verbreitung von Informationsmaterialien, Mitteln und Systemen im transnationalen Maßstab) wird hier unter Globalisierung die Maßstäblichkeit der Zuordnung von linguistischen Sachverhalten bei der Analyse verstanden.
10:30 Uhr
Der deutsche Konnektor "dabei" als Mittel zur Organisation der Textkohärenz und seine Entsprechungen im Italienischen
Federica Masiero (Universität Padua - Institut für Literatur- und Sprachwissenschaft)
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Federica Masiero (Universität Padua - Institut für Literatur- und Sprachwissenschaft)
Im Mittelpunkt des Beitrages steht das Pronominaladverb "dabei" in seiner syntaktischen Funktion als Konnektor (Sie nahm das Geld an sich, dabei blickte sie ihn fragend an). "Dabei" tendiert zur semantischen Diversifikation: Es kann nämlich sowohl eine kontrastive (konzessiv und adversativ) als auch eine kookkurrente (komitativ und temporal-simultan) Lesart haben. In seiner komitativen Bedeutung tritt dabei gerade in Fachtexten, in denen hoher Wert auf argumentative Kohärenz gelegt wird, sehr häufig, und mitunter redundant, auf. Bei Übersetzungen in Sprachen, in denen es kein direktes Pendant für "dabei" gibt, wird es entweder durch unterspezifizierte Konstruktionen (Gerundialkonstruktionen) sowie durch andere Ausdrucksmittel nicht explizit konnexionaler Natur wiedergegeben, oder es fällt ganz oft weg. Das Italienische hat keine direkte Entsprechung für "dabei". Ziel meines Beitrages ist anhand eines Übersetzungskorpus geisteswissenschaftlicher Texte (Deutsch/Italienisch) herauszuarbeiten, welche Entsprechungen stattdessen für "dabei" im Italienischen auftreten und ob bzw. inwieweit sie die in den Ausgangstexten von "dabei" hergestellten Kohärenzrelationen signalisieren können.