14:30 Uhr
Landeskunde für Übersetzer und Dolmetscher unterrichten
Stephan Walter (JGU Mainz)
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Stephan Walter (JGU Mainz)
Bei der Vermittlung und Betrachtung von Landeskunde im Fach Interkulturelle Germanistik scheint mir der kulturwissenschaftliche Ansatz (z. B. Altmayer) besonders geeignet, die Studierenden als Übersetzer und Dolmetscher, oder weiter gefasst: als Deutschlandexperten auszubilden (Klaus von Schilling). Ausgehend von realen und konkreten Texten (Reden, Verträge, Reportagen) sollen dabei landeskundliche Phänomene, d. h. Institutionen, Verhalten, Einstellungen, Diskurse untersucht, beschrieben, diskutiert und reflektiert werden. Methodische Eckpfeiler sind Textorientierung, interkultureller Perspektivenwechsel und Gegenwartsbezug. Die modularisierten Studiengänge erfordern hier einen neuen Ansatz, da in nur einer einzigen Lehrveranstaltung (1 Semester) nicht mehr reines Wissen akkumuliert werden kann, sondern exemplarisch Methoden und Fertigkeiten (Textanalyse, Recherche, Sinnerschließung) vermittelt und somit landeskundliche Kompetenz aufgebaut werden müssen. Am Beispiel einer Rede von Navid Kermani vor dem Bundestag soll dieses didaktische Konzept veranschaulicht werden. Literatur: Altmayer, Claus (2004): Kultur als Hypertext. Zu Theorie und Praxis der Kulturwissenschaft im Fach Deutsch als Fremdsprache. Iudicium. von Schilling, Klaus (2007): „Landeskunde als Kulturwissenschaft. Eine theoretische Einleitung.“ In: von Schilling, Klaus: Das politisch-soziale System der Bundesrepublik. Ein Landeskundekompendium. Bd. 1. Saxa-Verlag 2007
15:00 Uhr
Theater und Translation: Ein germanistischer Zwischenruf aus der Ausbildung von Experten für Deutsches
Julija Boguna (Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
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Julija Boguna (Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
Am Germersheimer Arbeitsbereich Interkulturelle Germanistik wurden über mehrere Jahre hinweg (2008-2012, 2014) in Zusammenarbeit mit dem Theater im Pfalzbau (Ludwigshafen) kulturwissenschaftliche Seminare zu unterschiedlichen Themen angeboten: zu Wagners Ring, Büchners Dantons Tod, zum Gilgamesh-Epos sowie zur Literatur der Antike (Sophokles‘ Ödipus und Homers Ilias, beide in Übersetzung von Schadewaldt).
Die Seminare wurden zusammen mit Hansgünther Heyme, dem damaligen Intendanten des Pfalzbaus, konzipiert. Sie wurden, mit Ausnahme des Rings, als voneinander unabhängige Lehrveranstaltungen durchgeführt und waren (thematisch und terminlich) an die Festspiele des Pfalzbaus gekoppelt.
Diese Tandem-Veranstaltungen, die zur Hälfte aus klassischen Seminarsitzungen und zur Hälfte aus Theaterbesuchen (Lesungen, Aufführungen) bestanden, werden hier vorgestellt und auf ihr (didaktisches) Erkenntnispotential hin geprüft. Letzteres wird aus der Sicht einer auf mediatorische (und somit auch translatorische) Aspekte hin ausgerichteten germanistischen Ausbildung erfolgen. Dabei spielen Kompetenzen wie kulturtheoretische (Selbst- und Fremd-)Reflexion sowie Textreflexion (Lesen, Schreiben und Vermitteln von Texten) eine zentrale Rolle. Methodische und erkenntnistheoretische Verschränkungen mit translationswissenschaftlichen Fragestellungen zu Theater und Translation – sowohl von Translation im Theater, z.B. Texttransformationen wie Dramentext – Bühnentext – Aufführungstext oder spezifische (multimodale) Translationsformen, als auch Theater in Translation (Rollenkonzepte im Fachdolmetschen) – werden ebenfalls angesprochen.
15:30 Uhr
Funkenflug im Übersetzungsunterricht : Erfahrungen beim (adaptierenden) Übersetzen einer Komödie
Hans-Joachim (Hajo) Bopst (FTSK Germersheim)
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Hans-Joachim (Hajo) Bopst (FTSK Germersheim)
Catherine Chabasse (Uni Mainz)
Ausgangspunkt: eine Gruppe von MA-Studierenden mit Französisch als Muttersprache bzw. als Fremdsprache hat über mehrere Semester hinweg in Übersetzungsübungen Komödien eines französischen Gegenwartsautors ins Deutsche übersetzt (darunter Les touristes) und dabei Theorie und Methodik der Bühnenübersetzung kennengelernt und erprobt.
Neue Wegstrecke: (Wie) Würden sich diese Erfahrungen auf die Übersetzung einer motivisch und stilistisch ähnlichen deutschen Komödie (= in entgegengesetzter Richtung) auswirken ? Als eine solche „ähnliche Komödie“ wurde den Studierenden eine selbstverfasste Komödie vorgelegt (Die Eifel-Touristen), „angereichert“ mit juristischem und geologischem Fachvokabular, literarischen Zitaten aus Goethes Faust, Wortspielen um den Namen Mayer, humorischem Umgang mit Kulturspezifika (Deutsche Bahn, Berliner Flughafen) u.a.m.
Die Studierenden arbeiteten mal in wechselnden 2-er Teams mal mit der ganzen Gruppe. Ihre Übersetzungsvorschläge teilten sie untereinander und mit der Dozentin (Chabasse) über eine Internet-Plattform aus.
Ergebnis : Weit mehr als zu erwarten, ließen die Studierenden ihrer Fantasie dort freien Lauf, wo eine dem Ausgangstext treue Übersetzung nur schwer von der Bühne auf das Publikum übergesprungen wäre – an Stelle von Goethe wurde Molière gesetzt, ein Zitatenwettbewerb wurde hinzugefügt etc. Gleichzeitig wussten die Studierenden sehr wohl dort zurückzuschwenken, wo es um die sachgemäße, nahe Übersetzung ging – etwa bei der Übersetzung einer Nachlassregelung. Die Übersetzungen der Studierenden machten oft auch deutlich, wie anders sie die zielkulturelle Sprachkomik sahen und gestaltet wissen wollten…