09:30 Uhr
Narrative Konstruktion der Realität als Ansatz zur Beschreibung der Dolmetscheridentität
Markus Weininger (Universidade Federal de Santa Catarina)
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Markus Weininger (Universidade Federal de Santa Catarina)
Die Identität von Übersetzern und Dolmetschern wurde mit der „kulturellen Wende“ im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends (Pym, 2004) und in den 2010er Jahren mit der „soziologischen Wende“ im Bereich Übersetzungs- und Dolmetschwissenschaften (Wolf, 2012) in den Fokus gerückt. In diesem Beitrag untersuchen wir Narrative als einen Ansatz, um komplexe und nicht selten konfliktive Dolmetscheridentitäten auf zwei Arten zu verstehen. In einem theoretischen Sinn verstehen wir, dass Dolmetschen bedeutet, Narrative auf eine kognitive Weise, die für alle Beteiligten erschließbar und akzeptabel ist, verarbeiten, anpassen und rekonstruieren zu können. Wir stützen uns auf Humboldt (1999), Eco (1984), Blikstein (1987) und Wittgenstein (1961) sowie Baker (2006), die die Welt als Projektion widersprüchlicher Narrative beschreiben, die gleichzeitig der Grund für die Notwendigkeit des Dolmetschens sowie für Identitätskonflikte von Dolmetschern sind.
10:15 Uhr
Revolte, Subjektivität und Herstellung von Recht. Zur Aktualität Friedrich Schillers im postkolonialen Afrika.
Paul Mekontso (Universität Maroua)
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Paul Mekontso (Universität Maroua)
Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel zu untersuchen, wie das Volk bzw. Unterdrückte im deutschen und afrikanischen Kontext unter ungerechten Herrschaftsformen ihre Rechte gegenüber der bedrohlichen Herrschaft (Despotismus in Schillers Kontext in Deutschland und Diktatur in Afrika) zu verteidigen versuchen. Die Arbeit fragt nach Herrschaftsstrategien sowie nach Strategien zur Erlangung der Freiheit, die insbesondere bei Schiller in einem dialektischen Verhältnis das Phänomen der Gewalt problematisieren, das sich als zugleich unumgängliches und problematisches Mittel zur Herstellung von Gerechtigkeit erweist. Als afrikanischer Germanist finde ich, ausgehend von den eigenen soziohistorischen Realitäten, Zugang zu Schillers Kontext durch die postkoloniale Literatur. Die Arbeit will durch einen Vergleich von Schillers Räubern mit Gilbert Dohos Au delà du lac des nénuphars Schiller im postkolonialen Kontext aktualisieren. Die Aktualität Friedrich Schillers in Afrika hängt nicht nur damit zusammen, dass er ähnliche Probleme wie afrikanische Dichter thematisiert. Seine Aktualität hier lässt sich ebenfalls auf die Frage zuspitzen: Was spezifisch bringt Schiller durch seine Kampfstrategien für die Freiheit und die Herstellung des Rechts in Afrika und für Afrikaner, die heute ähnliche Probleme wie im Deutschland des 18. Jahrhunderts erleben? Die Arbeit untersucht vor diesem Hintergrund die Kampfstrategien (den Bezug der Figuren zur Subjektivität in der Revolte) bei Schiller und Gilbert Doho zur Herstellung des Rechts und sozialpolitischer Veränderungen (Modernisierung) und zeigt, was das deutsche und das afrikanische Volk dabei voneinander lernen können. Die Aktualität Schillers in Afrika zeigt, inwiefern Schillers produktive Auseinandersetzung mit damaliger Rechtspflege heute noch aktuell ist.