Zuzana Bohušová (Matej-Bel-Universität, Banská Bystrica, Slowakei)
Community interpreting, Kommunaldolmetschen, Behördendolmetschen, Gerichtsdolmetschen, Dolmetschen im öffentlichen Interesse – die terminologische Fächerung spiegelt (möglicherweise) die Mannigfaltigkeit der Teilhandlungen und Kompetenzen wider, die bei diesem Typ der Sprach- und Kulturmediation nicht wegzudenken sind. Diese wird von Spannungen begleitet, die auf die hohe gesellschaftliche Relevanz und einen nicht entsprechenden finanziellen und sozialen Status, sowie auf die kommunikativen Machtasymmetrien zurückgeführt werden können.
Auf dieser Basis wird im Vortrag darüber berichtet, wie die Dolmetschwissenschaft in der Slowakei die dortige Praxis des Kommunaldolmetschens, bisweilen als „amtliches Dolmetschen“ bezeichnet, reflektiert, analysiert und aufarbeitet. Das Augenmerk wird insbesondere darauf gelenkt, ob legislative und standesorganisatorische Stützen vorhanden sind und inwieweit Maßnahmen gegen die sog. Deprofessionalisierung der Berufsausübung getroffen werden. In den statistischen Auswertungen werden des Weiteren die Zielgruppen und soziokulturellen Kontexte sowie frequentiert gebrauchten Sprachen unter die Lupe genommen.
12:15 Uhr
Community Interpreting als Notbehelf für die fast ausweglose Bildungssituation der Dolmetscher im frankophonen Afrika
Seit der Gründung der Universitäten im frankophonen Afrika Anfang der 1970er Jahre gehört die Übersetzung zu den Pflichtfächern, weil die Entscheidungsträger der Hochschulpolitik sich schon damals bewusst waren, dass Studierenden der sprach- und literaturwissenschaftlichen Fakultäten eine besondere Verantwortung in ihren jeweiligen Gemeinschaften zukommt. Mit der Hochschulreform und der Forderung nach mehr berufsorientierten Studiengängen gilt die Übersetzung prinzipiell als eins der zukunftsträchtigsten Fächer beim Studium der Fremdsprachen. Doch sind langjährige Beobachter der Bildungssituation in Afrika zur Einsicht gekommen, dass die Dolmetscherausbildung an afrikanischen frankophonen Universitäten ein frommer Wunsch ist. Tatsächlich existieren hier zahlreiche Hürden. Die Studierenden, die verschiedene Muttersprachen sprechen, übersetzen eigentlich von der Fremdsprache Französisch in die Fremdsprache Deutsch und umgekehrt. Zudem sind die meisten Lehrer keine studierten Dolmetscher, doch lehren sie in ihrer Heimat das in den Germanistik-Curricula verankerte Unterrichtsfach Übersetzen. Trotz dieser schwierigen Bildungssituation bieten sich in den afrikanischen frankophonen Ländern aber auch Gelegenheiten, in denen Dolmetscher für Deutsch und die jeweiligen afrikanischen Sprachen durchaus gebraucht werden.