Shoou-Huey Chang (Wenzao Ursuline University of Languages)
Im 20. Jahrhundert kreuzen sich verschiedene Lebensläufe deutscher, österreichischer und osteuropäischer Juden im gemeinsamen Fluchtpunkt Shanghai. Das jüdische Exil in Shanghai während des Zweiten Weltkriegs ist in den letzten Jahren verstärkt Thema von Erinnerungstexten unterschiedlicher Literaturgattungen gewesen. Die Fragestellung lautet: Wie erinnern wir uns an das Exil nach Shanghai? Wie erinnern die Texte der interkulturellen Literatur an das Exil nach Shanghai?
Der vorliegende Beitrag versucht, ausgewählte Autobiographien in der gegenwärtigen interkulturellen Literatur zu kontextualisieren und untersucht das Wirkungspotenzial sowie die Rezeption der Narrative des Exils. Dabei wird die Diskrepanz zwischen der Erinnerungskultur und dem kollektiven Gedächtnis aufgezeigt, die auch die Rezeption der Texte prägt. Es folgt eine Diskussion von Alternativen der Erinnerungskultur sowohl in Deutschland als auch in Asien.
15:15 Uhr
Übersetzen als literarischer und wissenschaftlicher Transferprozess in der Zwischenkriegszeit
Diese translationshistorische und -soziologische Forschung befasst sich mit den ungarischen ExilübersetzerInnen im deutschsprachigen Raum und ihrer übersetzerischen Tätigkeit in den kulturellen und wissensbezogenen Transferprozessen in der Zwischenkriegszeit. Im Dissertationsvorhaben wird detailliert auf die wichtigen Migrationswellen in der Zwischenkriegszeit, auf die kulturellen Exilzentren der UngarInnen in der Welt und auf die Relevanz dieser Bewegungen und Zentren im Hinblick auf das ungarisch-deutsche literarische Übersetzen und den Wissenstransfer eingegangen.
Es lässt sich feststellen, dass literarisches und wissenschaftliches Übersetzen in der Zwischenkriegszeit in einem komplexen Netzwerk von unterschiedlichen (professionellen, politischen, literarischen etc.) Tätigkeiten und Vermittlungskanälen (Theater, Filmindustrie, Presse, Literatur etc.) stattfand, was die berufliche Rolle und gesellschaftliche Wahrnehmung der ÜbersetzerInnen von literarischen und wissenschaftlichen Texten aus dem Ungarischen in die deutsche Sprache und ihr Selbst- und Fremdbild beeinflusste. Im Konferenzbeitrag wird auf die AkteurInnen, also ÜbersetzerInnen von (veröffentlichten) literarischen und wissenschaftlichen Texten, fokussiert.