14:30 Uhr
Kreolisierung, Relation und Rhizom als Figuren der Übersetzung in Edouard Glissants Poetik
Helke Kuhn (Universität Cheikh Anta Diop zu Dakar)
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Helke Kuhn (Universität Cheikh Anta Diop zu Dakar)
Die Rezeption von poststrukturalistischen und postkolonialen Ansätzen hat in den letzten Jahren den Blick für die Komplexität der Übertragungsprozesse in den Translationswissenschaften geschärft. Der von Edouard Glissant aus der Linguistik entlehnte und auf transkulturelle Prozesse übertragene Begriff der Kreolisierung wurde bereits für die Übersetzungswissenschaften fruchtbar gemacht. Darüber hinaus ist hervorzuheben, dass Glissant selbst der Übersetzung als Umsetzung der Kreolisierung und als eine der wichtigsten Arten des archipelischen Denkens einen zentralen Platz in seiner Poetik eingeräumt hat. Anhand der z.B. mit Du Bellays oder Walter Benjamins Übersetzungstheorien übereinstimmenden bzw. davon divergierenden Reflexionen Glissants, die weniger auf eine genealogische Einflusskette als vielmehr auf einen mit anderen Denkern geteilten „lieu-commun“ (Glissant) schließen lassen, kann seine Poetik als bedeutender Impuls für eine mögliche Neuentwicklung der Übersetzungstheorie herausgearbeitet werden. Die für Glissants Denken und sein Weltbild zentralen Denkfiguren der „Kreolisierung“, der „Relation“ und des „Rhizoms “ werden im vorliegenden Beitrag als poetische und innovative Ansätze für eine Übersetzung gelesen, die ihrerseits über eine mechanische Übertragung von sprachlichen Äquivalenten hinaus, der Dimension der weltweiten Beziehungen und der Diversität kulturell unterschiedlicher Vorstellungswelten des „Tout-monde“ (Glissant) Rechnung trägt.
15:15 Uhr
Drei Fallen und Fälle der Übersetzung – ein Plädoyer für wissenschaftliche und literarische Übersetzungslücken
Kadriye Öztürk (Anadolu Universität)
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Kadriye Öztürk (Anadolu Universität)
In der vorliegenden Arbeit wird auf Fälle und Fallen eingegangen, die Leser und Forscher hindern könnten, zu richtigen Ergebnissen bei der Forschung oder auch beim Lesen und Verstehen wissenschaftlicher oder literarischer Texte zu gelangen. Die erste Falle oder den ersten Fall kann man damit beschreiben, dass es in literarischen Texten um Pseudoübersetzungen gehen kann, das bedeutet, dass sich in literarischen Texten Stellen finden, die dem Leser oder Forscher als real erscheinen, aber doch Pseudoübersetzungen sind. Die zweite Falle oder der zweite Fall bezieht sich auf die Übersetzung wissenschaftlicher Texte aus einer Fremdsprache ins Deutsche und deren Folgen, wo ein falsches Wort verwendet wird, was die Lektüre beeinflussen und die Ergebnisse einer Forschung ändern kann. Die dritte Falle oder der dritte Fall sind Texte sog. ‘Migranten-Autorinnen’ vor dem Hintergrund der Frage, ob sie wirklich alles auf Deutsch denken, was sie auf Deutsch schreiben, oder ob sie auf Türkisch denken und ins Deutsche übertragen, und was dann daran das Türkische ist und was das Deutsche?