14:30 Uhr
Mehrsprachigkeit im translationsorientierten Sprachunterricht
Julia Neu (JGU Mainz)
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Autor:in:
Julia Neu (JGU Mainz)
Der Sprachunterricht hat in vielen Translationsstudiengängen im deutschsprachigen Raum eine weitgehend einsprachige Ausrichtung. Obwohl Konsens über die Notwendigkeit einer Translationsorientierung zu bestehen scheint, wird der für Translation prototypischen Mehrsprachigkeit wenig Rechnung getragen.
In dem Beitrag untersuche ich am Beispiel eines Kurses zur Textproduktion, welche positiven und negativen Effekte eine Erweiterung des translationsorientierten Sprachunterrichts um eine mehrsprachige Perspektive haben könnte.
Die Grundlage bildet die jüngere soziolinguistische Beschäftigung mit gesellschaftlicher Mehrsprachigkeit. Einzelsprachen werden in dieser Forschungsrichtung als „sprachideologische Konstrukte“ begriffen und die Bedeutung des Sprachbegriffs für den Umgang mit Grenzen wird kritisch beleuchtet (Androutsopoulos 2017:197). Im Zentrum des Interesses stehen mehrsprachige Praktiken in unterschiedlichen Räumen, darunter auch Bildungsräumen (García / Li 2014). Die Thematisierung von Translationsphänomenen in diesem Diskurs und die Anknüpfungspunkte an translationswissenschaftliche Fragestellungen dienen als Ausgangspunkte für meine Überlegungen.
Androutsopoulos, Jannis (2017): „Gesellschaftliche Mehrsprachigkeit.“ In: Neuland, Eva / Schlobinski, Peter: Handbuch Sprache in sozialen Gruppen. Handbücher Sprachwissen 9. Berlin: de Gruyter. 193 217.
García, Ofelia / Li, Wei (2014): Translanguaging: Language, Bilingualism and Education. Basingstoke u. a.: Palgrave Macmillan.
15:15 Uhr
„Diese Deutschen haben mehr Wörter für ihre Farben als die Eskimos für Schnee“. Übersetzung literarischer Texte als interkultureller Ansatz am Beispiel der Farbbezeichnung im Kontext des Germanistikunterrichts in Benin
Constant KPAO SARE (Université d'Abomey Calavi)
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Constant KPAO SARE (Université d'Abomey Calavi)
Das Übersetzen literarischer Texte im Kontext eines DaF-Unterrichts übermittelt nicht nur Sprachfertigkeiten, es muss auch Wissen kulturell strukturieren (Kautz 2002: 62-137). Die Hypothese der vorliegenden Studie lautet: Befindet man sich in einer klassischen Situation des Deutschen als Drittsprache (Französisch-Englisch-Deutsch) mit europäischen Studierenden, sind die Herausforderungen von anderer Natur als in einem gleichen Unterrichtskontext mit afrikanischen Studierenden. Während die Ersten die Farbbezeichnungen beispielsweise in der Erstsprache (Französisch) quasi gleich wahrnehmen, kommen im Fall von beninischen Studierenden weitere zusätzliche interkulturelle Differenzen in Frage. Denn die französischen Farbbegriffe können die Wahrnehmung in ihrer Muttersprache nicht ausgleichen. Die linguistische Relativitätstheorie heißt hier: „Rot ist nicht ‚rot‘ist nicht (rot)“ (Lehmann1998).
Ziel dieser Studie ist es also, die pädagogisch-didaktische und interkulturelle Herausforderung am Beispiel der Farbbezeichnungen in einer Textpassage aus Hermann Hesses Roman Klingsors Letzter Sommer (1919) zu untersuchen. Zuerst werden einige Beobachtungen aus der Praxis des Unterrichtens (Version: „Übersetzung aus dem Deutschen ins Französische“) erläutert, dann wird ein Modell vorgeschlagen, wie Farbbezeichnungen geeignet sind, um durch eine Deutschstunde die interkulturelle Kompetenz zu fördern.