16:30 Uhr
„Der Esel kommt mir vor wie ein Pferd ins Holländische übersetzt.“ Von der Krux der Übersetzung und der Lust der Verschiebung
Dieter Heimböckel (Universität Luxemburg)
Details anzeigen
Autor:in:
Dieter Heimböckel (Universität Luxemburg)
Übersetzung und Verschiebung sind im Kontext von Übersetzungstheorie und literarischer Praxis häufig nicht voneinander zu trennen. Sie haben unter anderem die Aufgabe, das „Immer-schon-Übersetztsein“ (Bachmann-Medick) der Sprache mit Mitteln zu verdeutlichen, die zu ihrer Les- ebenso wie zu ihrer Unlesbarkeit beitragen. Insofern die Grenzen zwischen Original und Übersetzung, zwischen Herkunfts- und Zielkultur verschwimmen, ist Übersetzung aber auch als ein Vorgang von Belang, in dem die Existenz einer anderen Sprache (und Kultur) spürbar gemacht werden kann. Dadurch, dass Sprache immer schon mehrsprachig ist, spricht in der eigenen Sprache eine Fremdsprache und diese wiederum spricht die eigene Sprache als fremde mit. Übersetzungen mögen dabei zwar mit ungewöhnlicher Klarheit enthüllen, „was eine Kultur an einer anderen interessant findet, oder genauer, was zu einer Kultur gehörende Gruppen (oder Einzelpersonen wie Peter der Große) an einer anderen interessant finden“ (P. Burke); denken wir uns jedoch Übersetzung auch als Verschiebung, so ist es immer wieder eines ihrer Anliegen im Feld der Literatur, diese Klarheit zwischen den Kulturen zur Disposition oder doch zumindest kreativ und lustvoll in Frage zu stellen. Solche kreativen Vorgänge möchte der Vortrag in den Blick rücken, indem er sich sowohl für die inter- als auch für die intrakulturelle Seite der Übersetzung interessiert und ihrem durch Verschiebung aktivierten Inszenierungspotential nachgeht.
17:15 Uhr
Übersetzungsanthologien und ihre Rolle bei der Vermittlung arabischer Literatur ins Deutsche
Nahla Tawfik (Ain shams University)
Details anzeigen
Autor:in:
Nahla Tawfik (Ain shams University)
Übersetzungsanthologien als „ganz besondere Medien interliterarischen und interkulturellen Kontaktes“ (Kittel 2004, 270) haben eine lange Geschichte im deutschsprachigen Raum. Der beabsichtigte Beitrag widmet sich der Untersuchung der Rolle von Übersetzungsanthologien bei der Vermittlung arabischer Literatur ins Deutsche zwischen 1960 und 1990. Neben einem quantitativen Verfahren, das die Übersetzungsanthologien ermitteln und kategorisieren soll, bedient sich die Untersuchung eines qualitativ interpretatorischen Verfahrens, um die übersetzten Texte zu erforschen. Folgende Fragen stehen im Mittelpunkt: Welche Typen von Übersetzungsanthologien sind feststellbar? Handelt es sich dabei um direkte Übersetzungen aus dem Arabischen oder um Übersetzungen über den Umweg des Englischen oder Französischen? Lassen sich deutliche Präferenzen für bestimmte Autoren bzw. Schwerpunkte erkennen? Welchem Muster folgt der Aufbau der Anthologien? Welche Ziele, Funktionen und Vorgaben lassen sich feststellen? Welche Rolle spielten dabei Übersetzer und Herausgeber? Wie lässt sich das Wie des Übersetzens beschreiben? Die Ergebnisse dürften für die Aufdeckung eines wichtigen Kapitels der Vermittlung arabischer Literatur ins Deutsche von Bedeutung sein.