11:30 Uhr
Translation und/oder Trans-aktion?
Anna Chita (National and Kapodistrian University of Athens)
Konstantina Koufala
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Autor:innen:
Anna Chita (National and Kapodistrian University of Athens)
Konstantina Koufala
„Besonderer Dank gilt Anna Chita und Konstantina Koufala, die mit großem Einsatz und in intensiver Zusammenarbeit mit mir das Manuskript ins Deutsche übersetzten.“
(Vartziotis 2017:175).
Mit diesen Worten endet ein besonderer Übersetzungsprozess, während die Gedankenreise durch die Idealbedingungen eines Übersetzungsauftrags beginnt. In Anlehnung an das Buch Kommentare zu Wittgensteins Zitaten von D. Vartziotis, das aus dem Griechischen ins Deutsche übersetzt wurde, liegt der Fokus auf der ausschlaggebenden Rolle des Auftraggebers einer Übersetzung, der zugleich Urheber eines Textes ist, der alle Texttypen beinhaltet und zugleich sowohl in der Rezeptions-, als auch in der Transferphase philosophisches, naturwissenschaftliches und literarisches Wissen voraussetzt.
Der Idealzustand, dass der Urheber sowohl der Ausgangs- als auch der Zielsprache und deren Fachsprachen absolut mächtig ist, ist rar. Zum optimalen Verständnis reanimierte er Wörter und Bedeutungen interaktiv und pantomimisch und spiegelte diese in der Welt der Mathematik. Daher lautet die zentrale Frage: Welche Ausprägung hätte die Übersetzung ohne seinen Eingriff und ohne die Wechselwirkung und Interaktion gehabt? Wären ‚ungeborene‘und ‚existierende‘Versionen der Übersetzung äquivalent? Der Regelfall ist, dass der Urheber gar nicht Teil des Übersetzungsprozesses ist. Wem sind aber die Кonstrukte der Übersetzer dann tatsächlich treu? Dem Wort oder dem Inhalt? Und wer kann schließlich beurteilen, ob diese im Sinne des Urhebers sind? Im hier betrachteten Fall legte der Urheber selbst den Grundstein, um einen funktionsgerechten und zweckorientierten Zieltext entstehen zu lassen.
12:00 Uhr
„Hermes“ und „Bokonon“- Zur Genese der Übersetzungslehre: Eine kulturanthropologische Vergleichsperspektive
Simplice Agossavi (Université d'Abomey-Calavi(UAC))
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Autor:in:
Simplice Agossavi (Université d'Abomey-Calavi(UAC))
Seit langem gelten Dolmetschen und Übersetzen als spezifische Fachwissenschaften innerhalb der Geisteswissenschaften bzw. Kulturwissenschaften. Diese Wahrnehmung scheint damit zusammenzuhängen, dass Dolmetschen und Übersetzen eine Kunstfertigkeit und Fähigkeit verlangen. In diesem Sinne ist es nicht bloß eine wörtliche bzw. sinntreue Wiedergabe von einer Ausgangssprache in eine Zielsprache. Es geht mit einem heuristischen Vorgang einher. Bedenkt man andererseits, dass Hermes in der griechischen Mythologie als Götterbote dient, das heißt als Übermittler und Vermittler göttlicher Botschaften an die Menschen, liegt es nahe, dass Hermes genuin eine Übersetzungsfunktion erfüllt. Eine ähnliche Rolle und Funktion übernimmt der Bokɔnɔ vermittels der Divinationskunst im westafrikanischen, genauer im beninischen Kontext. Im Hinblick auf die Orakelzeichen sorgt er für das Verständnis der Fa-Botschaft, er ist also eine Art Interpret, Deuter und Übersetzer. Würde man eine Parallele ziehen, könnte man Bokɔnɔ als eine Hermes-Figur betrachten. Inwiefern lassen sich Parallelen und Überschneidungspunkte beobachten? Fest steht, dass seit Menschengedenken verschiedene Mittel erdacht und eingesetzt werden, um Zeit und Raum zu verwalten, um mit existentiellen Situationen fertig zu werden und um zur Selbsterkenntnis zu gelangen. Eine dieser Mittel ist die Divinationskunst der Geomantie, auch Fa genannt. In dem vorliegenden Beitrag geht es darum, aus kulturanthropologischer und kulturvergleichender Perspektive Hermes- und Bokɔnɔ-Vorstellungen als Vorläufer translationswissenschaftlichen Denkens aufzufassen.
12:30 Uhr
Vom Übersetzungs- zum Selbstübersetzungsbegriff: eine komparative kulturell-linguistische Studie
Lucia Salvato (Università Cattolica Milano)
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Autor:in:
Lucia Salvato (Università Cattolica Milano)
Gegenstand der vorliegenden Studie ist die kulturell-linguistische Entwicklung des Übersetzungsbegriffs. Berücksichtigt wird jedoch nicht nur die traditionelle Form des Übersetzens, sondern auch die seit den 90er Jahren als spezieller Zweig der Übersetzungswissenschaft anerkannte Form der Selbstübersetzung. Mit kulturell-linguistischer Entwicklung wird hier vornehmlich das metaphorische Potential gemeint, das auf der Basis mehrerer bzw. unterschiedlicher Interpretationen des Übersetzungsprozesses beruht. Ausgehend von der Begriffsbestimmung des italienischen Semiotikers Umberto Eco, der für den Übersetzungsprozess eine verhandelnde Strategie fordert und im Übersetzer den Vermittler zwischen beiden Hauptmethoden – source- und target-oriented – erkennt, zielt die vorliegende Studie darauf ab, gesammelte Interpretationen dazu in ihrem kulturell-linguistischen Kontext zu untersuchen und zu vergleichen. Letztere werden vor allem aus Texten deutscher Schriftsteller, Übersetzer und Sprachwissenschaftler hergeleitet, die auch die wesentlichen Etappen der Übersetzungswissenschaft geprägt haben. Parallel dazu wird die Geschichte der Selbstübersetzung durch Bemerkungen von und zu modernen bzw. gegenwärtigen (Selbst-)Übersetzern in Betracht gezogen. Die Studie strebt danach, Affinitäten und/oder Unterschiede zwischen den gesammelten Interpretationen hervorzuheben und sie aus der Perspektive einer komparativ-deskriptiven Beschreibung parallel zu bewerten.