08:30 Uhr
Ich bin eine von euch! Prototypikalität als Chance für weibliche Führungskräfte
Alina S. Hernandez Bark, Goethe-Universität Frankfurt am Main
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Autor:innen:
Alina S. Hernandez Bark, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Lucas Monzani, Ivey Business School at Western University
Rolf van Dick, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Fragestellung: Die Inkongruenz zwischen weiblicher Geschlechtsrolle und männlich-konnotierter Führungsrolle führt zu verschiedenen Schwierigkeiten für Frauen in Führungspositionen (Hernandez Bark et al., 2014). Allerdings agieren Führungskräfte (FK) in sozialen Gruppen und wenn Mitarbeitende (MA) ihre FK als prototypisch und Teil der Ingroup wahrnehmen, verzeihen sie ihnen mögliche „Schwächen“ eher (Van Knippenberg & Hogg, 2003). Daher nehmen wir an, dass Frauen, die sich selbst als prototypisch für ihr Team wahrnehmen (Studie 1) bzw. von ihren MA als prototypisch wahrgenommen werden (Studie 2) eine geringere Rolleninkongruenz empfinden, was es ihnen erleichtert, authentisch zu führen. Ferner wird postuliert, dass authentische Führung (AL) und Prototypikalität (Proto) das Vertrauen (trust) der MA in die FK stärken und das Geschlecht der FK diesen Zusammenhang moderiert.
Untersuchungsdesign: Zur Untersuchung der Hypothesen wurde in einem Feld-Experiment die Team-Prototypikalität manipuliert (Studie 1; N=308 Berufstätige) sowie eine querschnittliche Onlinebefragung (Studie 2; N = 300 Berufstätige) durchgeführt.
Ergebnisse: Alle Hypothesen wurden bestätigt. Wahrgenommene Prototypikalität (Studie 1: Selbstwahrnehmung; Studie 2: Fremdwahrnehmung durch Mitarbeitende) ermöglicht v.a. Frauen authentisch zu führen. Und Geschlecht moderiert den Zusammenhang zwischen AL und trust sowie zwischen Proto und trust.
Limitationen: Die vorliegenden Studien beziehen sich auf die Team-Prototypikalität. In künftiger Forschung sollten auch andere Foki der Prototypikalität (z.B. Branche) berücksichtigt werden.
Implikationen: Die Ergebnisse haben Implikationen auf Individuums- und Organisationsebene. Einerseits können Frauen gezielt an ihrer wahrgenommen Prototypikalität arbeiten („entrepreneurs of identity“). Andererseits sollten Organisationen Kulturen etablieren, die es Frauen erleichtern prototypische Führungskräfte zu sein.
Relevanz: Die vorliegenden Studien zeigen einen neuen Ansatzpunkt (Prototypikalität) zur Stärkung der Gleichberechtigung in Führung.
08:50 Uhr
Führen durch Ziele - Beteiligung bei der Zielsetzung und Gesundheit
Johannes Hoppe, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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Autor:innen:
Johannes Hoppe, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Renate Rau, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Ziel der Studie war zu prüfen, ob beim „Führen durch Ziele“ die Beteiligung des Arbeitenden an der Zielsetzung mit positiven oder negativen Beanspruchungsfolgen in Verbindung steht.
Fragestellung. Geht eine geringe Beteiligung an der Zielsetzung (Zielvorgabe) mit Fehlbeanspruchung in Form von Angst und geringem Arbeitsengagement einher? Wird dieser Zusammenhang durch mit Zielvorgaben im Zusammenhang stehende Arbeitsmerkmale (eingeschränkter Tätigkeitsspielraum und unrealistische Leistungsziele) erklärt?
Design. In einer Querschnittsstudie wurden an drei Stichproben mit insgesamt 274 Erwerbstätigen aus der Bank- und Dienstleistungsbranche subjektive und objektive Analysen der Arbeits- und Zielvereinbarungsmerkmale sowie Beanspruchungsanalysen zu Merkmalen der Gesundheit durchgeführt.
Ergebnisse. Eine hohe Beteiligung an der Zielsetzung steht negativ mit Angst und positiv mit Arbeitsengagement in Zusammenhang. Tätigkeitsspielraum vermittelt den Zusammenhang zwischen Beteiligung und Arbeitsengagement. Hingegen vermitteln unrealistische Leistungsziele den Zusammenhang zwischen Beteiligung und Angst. Ein Strukturgleichungsmodell, welches Arbeits- und Zielvereinbarungsmerkmale sowie Beanspruchungsfolgen berücksichtigt, zeigt an zwei unabhängigen Stichproben einen guten bis sehr guten Modell-Fit.
Limitationen. Die angenommene kausale Wirkrichtung kann durch das Design nicht überprüft werden und sollte in einer Längsschnitt- oder Interventionsstudie (in Planung) überprüft werden.
Relevanz. Da „Führen durch Ziele“ in vielen Unternehmen praktiziert wird, haben die Erkenntnisse hohe praktische Relevanz. Neben dem Einfluss des Führungsstils auf Arbeitsmerkmale und Gesundheit, sollte Beteiligung bei der Zielsetzung als organisationales Merkmal in Forschung und Anwendung (z.B. bei Gefährdungsbeurteilungen) berücksichtigt werden.
09:10 Uhr
Internationale Führungskräfteentwicklung: Wie hängen Einstellungsänderungen durch Intergruppenkontakt und die Verbesserung von Führungskompetenzen zusammen?
Silja Kotte, Universität Kassel
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Autor:innen:
Silja Kotte, Universität Kassel
Heidi Möller, Universität Kassel
Viele Führungsentwicklungsprogramme werden mit einem international zusammengesetzten Teilnehmerkreis durchgeführt. Die Annahme, dass diese Zusammensetzung zu veränderten wechselseitigen Wahrnehmungen führt und zur Entwicklung von Führungskompetenzen beiträgt, wurde empirisch bisher jedoch kaum überprüft.
Im Rahmen der Evaluation eines deutsch-israelischen Führungsentwicklungs- und Begegnungs-Programms (N = 56) wurden Veränderungen der wechselseitigen Wahrnehmungen und Führungskompetenzen mittels prä-post-Vergleich überprüft. Die mehrebenanalytische Auswertung wurde ergänzt durch die inhaltsanalytische Auswertung teilstrukturierter Interviews.
Insgesamt zeigt sich für die wechselseitige deutsch-israelische Wahrnehmung ein Anstieg an Wissen und Interesse bzgl. der Outgroup. Bei den mittels 360°-Feedback erfassten Führungskompetenzen zeigen sich signifikante Verbesserungen für Reflexionskompetenz (Selbst- und Fremdeinschätzung) und Interaktionskompetenz (Selbsteinschätzung), nicht aber für strategische Kompetenz und Wertekongruenz. Verändertes Outgroup-Interesse unmittelbar zu Programmende sagt verbesserte Interaktionskompetenz 12 Monate nach Programmabschluss marginal signifikant vorher. Verringerter Nationalstolz sagt verbesserte Reflexionskompetenz marginal signifikant vorher. Keine Zusammenhänge ergeben sich zu strategischer Kompetenz und Wertekongruenz. Die qualitative Auswertung verdeutlicht den Bedarf einer stärkeren Integration beider Programm-Stränge.
Die historisch besonders belasteten, deutsch-israelischen Beziehungen schränken ggf. die externe Validität ein. Die Zusammenhänge sollten bei anderen Gruppenzusammensetzungen weiter untersucht werden.
Vor dem Hintergrund der sozialen Identitätstheorie von Führung (Haslam et al., 2011) wird aufgezeigt, wie das Potenzial internationaler Führungsprogramme ausgeschöpft werden kann.
Die Studie liefert einen Beitrag zu der Forschungslücke zum Zusammenhang zwischen Einstellungsänderungen durch die Teilnahme an interkulturell zusammengesetzten Führungsentwicklungsprogrammen und der Verbesserung von Führungskompetenzen.
09:30 Uhr
Zusammenhänge zwischen verschiedenen aktuellen Führungsstilen und arbeitsbezogenem Wohlbefinden in der Wissenschaft
Sabine Korek
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Autor:innen:
Sabine Korek
Stefanie Marschke, Universität Leipzig
Fragestellung
Führung ist ein entscheidender Prädiktor für die Mitarbeitergesundheit, bisherige Forschung konzentriert sich bisher schwerpunktmäßig auf Unternehmen in Wirtschaft oder Verwaltung. An Universitäten und Forschungseinrichtungen herrschen sehr spezifische Bedingungen. Ausgehend von diesen Arbeitsbedingungen wird untersucht, welche aktuellen Führungsstile mit der Gesundheit von Nachwuchswissenschaftlern (Promovierende und PostDocs) in Zusammenhang stehen.
Untersuchungsdesign
Es wurden 245 Nachwuchswissenschaftler verschiedener Forschungseinrichtungen zum Führungsverhalten ihrer wissenschaftlichen Führungskraft (transformationale, transaktionale, aufstiegsförderliche, authentische Führung sowie LMX) sowie zu ihrem arbeitsbezogenen Wohlbefinden (Irritation, affektives Commitment, Arbeitsengagement) befragt. Alle erhobenen Führungsstile wurden gemeinsam mittels relative weight analyses auf ihre Signifikanz geprüft.
Ergebnisse
Während sich überraschenderweise für kognitive Irritation keiner der untersuchten Führungsstile als signifikant erwies, waren für emotionale Irritation transformationale Führung, Contingent reward, Feedback sowie LMX negative Prädiktoren. Mit affektivem Commitment standen alle untersuchten Führungsstile in einem positiven Zusammenhang, während Arbeitsengagement mit transformationaler Führung, Delegation und LMX positiv zusammenhing.
Limitationen
Die Studie ist querschnittlich und die Stichprobe nicht repräsentativ.
Theoretische/Praktische Implikationen
Die Passung von Arbeitsbedingungen (Kontext) und Führungsstil kann die gesundheitsförderliche Wirkung von Führung beeinflussen. Praktisch zeigen die Ergebnisse Trainingsmöglichkeiten für Führungskräfte in der Wissenschaft auf.
Relevanz/Beitrag
In Bezug auf die in der Wissenschaft herrschenden Bedingungen hat sich gezeigt, dass besonders autonomie- und entwicklungsfördernde sowie beziehungsstabilisierende Führungsverhaltensweisen gesundheitsförderlich sind. Andererseits zeigt die geringe Varianzaufklärung, dass weitere theoretische Arbeit zu positivem und negativem Führungsverhalten nötig ist.